Stellen Sie sich vor, ein deutsches Länderspiel gegen die USA würde um Mitternacht angepfiffen, damit die Amerikaner um 18 Uhr ihrer Zeit zuschauen können. Gut, der Vergleich hinkt, weil Fußball jenseits des Atlantiks im Spartenkanal versteckt wird. Aber Ähnliches geschieht heute Abend tatsächlich in Kasachstan. Der Deutsche Fußball-Bund hat mit den Kasachen ausgehandelt, dass ihr EM-Qualifikationsspiel in der asiatischen Steppe um 23 Uhr Ortszeit (19 Uhr MESZ) angepfiffen wird, damit deutsche Fans live zuschauen können.

Ein Foul an den Gastgebern. Wer geht ernsthaft zur Geisterstunde ins Stadion, wenn er am nächsten Tag arbeiten muss? Wie es heißt, soll das ZDF eine Millionensumme gezahlt haben, damit der Quotenbringer Fußball zur Primetime über die deutschen Fernsehschirme flimmert. Nach dem halben "Auswärtsspiel" gegen die Türkei in Berlin nun also quasi ein "Heimspiel", 4000 Kilometer entfernt.

So war es immer schon im Fußball. Die Großen genießen Sonderrechte, die Kleinen sollen sich freuen, dass sie überhaupt mitspielen dürfen. Im Sinne der Fairness müssten sich die Verbände entscheiden: Entweder die Außenseiter spielen eine eigene Vorqualifikation, wie sie Bayern-Präsident Uli Hoeneß nach Gutsherrenart forderte, oder aber alle Länder treten wie bisher gegeneinander an. Dann aber mit gleichen Rechten.