Die Bücherhallen müssen sparen und würden eher auf Standorte als auf Service verzichten

Hamburg. In der zweiten Woche nach der Verkündung der Sparbeschlüsse des Senats für den Doppelhaushalt 2011/12 ist die Schockstarre in den betroffenen Institutionen überwunden; man wehrt sich, unfroh, manchmal auch ratlos.

Bei den Bücherhallen (jährliche Zuwendung: 25,5 Millionen Euro) herrscht Empörung darüber, ab 2011 eine Million, ab 2013 dann 1,5 Millionen Euro jährlich einsparen zu müssen. Das solle durch Preiserhöhungen und verringerte Öffnungszeiten gehen, sagt der Senat und verspricht: "Zu Standortschließungen als Folge dieser Sparmaßnahmen wird es nicht kommen."

Die Bücherhallen sehen das anders: Um diese Sparbeträge zu realisieren, komme man nicht um weitere Schließungen herum. Ohne sie müssten auch bei großen Bücherhallen die Öffnungszeiten teils auf drei Tage verringert werden. Die Direktorin, Hella Schwemer-Martienßen, sagte: "Wenn die Bürger bald mehr bezahlen, um nur noch an drei Tagen in der Woche auszuleihen, verlieren wir sie." Sie verweist auf den Koalitionsvertrag von 2008, in dem CDU und GAL festgelegt haben, keine weiteren Bücherhallen zu schließen.

Die Bücherhallen haben seit 1995 bereits 15 von ehemals 57 Standorten aufgeben müssen, ein Drittel des Personals wurde weggespart. Trotzdem hatten die Bücherhallen 2009 noch 4,2 Millionen Besucher, die 13,4 Millionen Ausleihen tätigten - Tendenz steigend.

Verärgert ist man auch über diese Senatsargumentation: "Die Hamburger Öffentlichen Bücherhallen (HÖB) sind der zweitgrößte Zuwendungsempfänger innerhalb des Haushalts der Behörde. Sie haben gleichzeitig die niedrigste Deckungsquote." Man habe in Hamburg die höchsten Gebühren im europäischen Vergleich und den höchsten Kostendeckungsgrad im deutschsprachigen Raum, nämlich 15 Prozent. Normal seien fünf bis zehn Prozent.

Die Kulturbehörde beharrt auf den Vorgaben des Senats. "Wir gehen davon aus, dass die Einsparungen auch ohne Schließungen funktionieren werden", sagte Sprecher Karl-Olaf Petters auf Abendblatt-Anfrage. Genaueres soll mit den Bücherhallen in den nächsten Wochen besprochen werden.

Mit den Privattheatern, denen ab der Spielzeit 2011/12 knapp 500 000 Euro an Zuschüssen fehlen werden, gab es noch keine Gespräche darüber, wie das gehen soll. Die Intendanten der Privattheater konstatieren verbittert: "Die Kürzung des Privattheater-Etats um rund eine halbe Million Euro gefährdet Bestand und Entwicklung."

Diese Kürzung negiert zum Teil die Ergebnisse einer von der Kulturbehörde angestoßenen Evaluation, die erst 2009/10 zur Erhöhung der Zuwendungen um zwei Millionen Euro auf 7,43 Millionen geführt hat. Die Hamburger Privattheater zählen auf 9165 Plätzen etwa 1,7 Millionen Besucher jährlich und damit rund doppelt so viele wie die vier Staatstheater inklusive Kampnagel auf 6695 Plätzen.

In der Kulturbehörde selbst sollen 400 000 Euro eingespart werden. Es zeichnet sich ab, dass vor allem das Denkmalschutzamt betroffen sein wird, das seinen Standort aufgeben wird und in die Hohen Bleichen umzieht. Es wird offenbar auch über den Wegfall von zwei Restauratorenstellen gesprochen und über die Zukunft des Bildarchivs. Und das, obwohl Kultursenator Reinhard Stuth den Denkmalschutz zu einem seiner persönlichen Schwerpunkte erklärt hat.