Eine Glosse von Simon Wörpel

Der römische Kaiser Vespasian musste ob seiner leeren Staatskassen einst eine Toilettengebühr erheben. Um das zu rechtfertigen, ließ er seinen Sohn an einer Münze riechen. Der Uringeruch störte diesen nicht - der Ausspruch "Pecunia non olet" (Geld stinkt nicht) war geboren.

Allein, im Zeitalter der Hedge-Fonds und Subprime-Kredite gilt der römische Riechtest nicht mehr. Eine Hamburgerin klapperte drei Banken ab und wollte ihren Zwanziger in 50-Cent-Münzen wechseln. Sie scheiterte an zu hohen Gebühren oder gar daran, dass sie dort keine Kundin war.

Aber sollte nicht genau dafür eine Bank da sein? "Wenn eine Bank nicht wechselt, wer denn dann?", empörte sich nach dem Vorfall ein Sprecher einer Hamburger Genossenschaftsbank. Ernüchternd, dass gerade dort der Selbstversuch am Verdacht auf Geldwäsche scheiterte - bei 20 Euro!

Die Banken scheinen aber voll im Trend zu liegen. Auch anderswo wird das traditionelle Kerngeschäft schwer vernachlässigt. Versuchen Sie doch mal, in einem Telefongeschäft ein Ferngespräch zu führen. Oder im Kundencenter eines Stromkonzerns einen Akku aufzuladen. Klappt nicht. Oder begeben Sie sich in die Hamburger Zentrale eines weltweiten Suchmaschinen-Konzerns, mit dessen Hilfe man ja bekanntlich alles in null Koma nix rauskriegt. Doch wenn Sie fragen, sagen wir mal, wie viele Bundesligatore Marius Ebbers geschossen hat, gibt's nur ein müdes Lächeln.

Es gibt aber noch Leute, die sind beim Service eine Bank. Der Bettler an der Osterstraße etwa. Der hat den Zwanziger gewechselt. Ohne Gebühren.