Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Alberto Contador ausgerechnet mit einer altertümlichen Substanz wie Clenbuterol erwischt wurde. In Zeiten modernster Betrugsmöglichkeiten mutet dieser Tatbestand wie ein Versehen an - oder ein grober Schnitzer. Doch halt: Noch gilt für den dreimaligen Tour-de-France-Sieger die Unschuldsvermutung.

Wirklich? Viele, die den Spanier bei seinen Triumphen leichtfüßig die Berge hinaufstürmen sahen, hielten diese Leistungen schlicht für menschenunmöglich. Dopinggerüchte gab es allenthalben, nur keinen Beweis. Ähnlich wie Lance Armstrong jahrelang alle Verdächtigungen umkurvte, gab es bei Contador lediglich Indizien. Wenn auch sehr kräftige wie die Initialen "A.C." auf der Dopingliste des berüchtigten spanischen Gynäkologen Eufemiano Fuentes - die eines Tages auf wundersame Weise verschwanden. Und jetzt soll es ein kontaminiertes Stück Fleisch gewesen sein.

Trotz aller guten Vorsätze ist die Säuberung des dopingverseuchten Radsports keinen entscheidenden Schritt vorangekommen. Die Großen der Branche werden geschützt, Kronzeugen der Anklage wie Floyd Landis für unglaubwürdig erklärt oder wie Jörg Jaksche und Patrik Sinkewitz ausgegrenzt. Erstaunlich genug, dass Contador schon vor Monaten mit Funktionären des Radsport-Weltverbandes UCI besprochen hat, welcher Gutachter ihm am besten aus der Bredouille helfen könnte.

Um sauberen Sport, um Vorbildfunktion der Idole ist es da noch nie gegangen. Meisterlich ist allenfalls, wie man am besten betrügt, verharmlost oder verschleiert.