Ein Kommentar von Axel Tiedemann

Das Elbufer zwischen Neumühlen und Fischmarkt hat ein Stadtplaner einmal als Perlenkette bezeichnet. Das klingt edel und soll es wohl auch sein: Glasbau um Glasbau entstand, das Geld entdeckte die Elbkante als neue Heimstätte. Die alte Seefahrtschule oben über dem Fischmarkt blieb da immer Ausnahme: Der als denkmalwürdig eingestufte Flachdachbau aus den 30er-Jahren war bis 2005 als Fachhochschule für angehende Nautiker ein Stück Öffentlichkeit in einem der schönsten Areale Hamburgs. Und auch der etwas provisorische Gastrobetrieb, der später nachzog, bot ein Stück Jedermann-Nutzung zwischen all den edlen Gemäuern. Und das muss auch so bleiben.

Selbst wenn die Haushaltslage der Stadt mies ist, darf das nicht Grund sein, diese letzte öffentliche Perle nach Höchstgebot für den Bau von Luxuswohnungen zu verscherbeln. Die Initiative eines der renommiertesten Architekturbüros des Landes für Akademie und Gastronomie böte dagegen eine Chance, dass die Immobilie und der grandiose Ausblick auf Elbe und Hafen weiter zugänglich bleiben.

Ganz abgesehen davon, dass es der Stadt gut ansteht, eine solche sehr international ausgerichtete Bildungsstätte nicht in einem hinteren Winkel zu verstecken.

Man könnte jetzt argumentieren, Hamburg brauche aber dringend Wohnungen. Doch die Stadt dürfte wohl kaum ein Versorgungsproblem im Luxussegment haben - so wie es für die alte Seefahrtschule und entlang der Elbe bis zur HafenCity immer wieder geplant wird. Nein, die alte Seefahrtschule darf gerne zu einer weiteren Perle werden. Aber nicht verschlossen, sondern sicht- und erlebbar für viele.