Eines muss man den Briten lassen: So beschämend hasserfüllt viele ihrer Beschimpfungen gegen Benedikt XVI. im Vorfeld des historisch ersten Staatsbesuchs eines Papstes auf britischem Boden waren, so eindrucksvoll schwenkte die öffentliche Anklage im Laufe von nur vier Tagen um. Der oberste Katholik mit deutschen Wurzeln wurde vom "Rottweiler Gottes" zum "heiligen Großvater".

Natürlich hat der alte Mann nicht eine seiner knallharten Positionen aufgeweicht. Deshalb protestierten Zehntausende auf den Straßen: die Befürworter von Abtreibung und einem Sexualleben ohne moralischen Zeigefinger.

Doch es ist gerade die Standfestigkeit des so altertümlich wirkenden Kirchenoberhauptes, die ihn aus der Schar all der Opportunisten herausragen lässt, die überall auf der Welt unsere Politik bestimmen.

Und der Papst hat noch in anderer Weise überzeugt. In aller Stille hat er Missbrauchsopfer getroffen und seine eigene Scham glaubhaft gemacht. Das Oberhaupt einer Weltkirche weiß, dass dieses gottlose Treiben kein regionales Problem mehr ist. Ohne Wenn und Aber hat Benedikt die Notwendigkeit betont, dass die Kirche alle Kleriker, die zu Tätern wurden, der weltlichen Justiz überstellen muss. Manche Bischöfe sind nicht so weit.

Weit wichtiger aber ist: Der Papst leidet mit den Opfern. Und die Briten nehmen ihm das Mitleiden ab. Eine Kirche, die an der Spitze so glaubwürdig ist, hat noch lange nicht ausgedient.