Die Anhänger St. Ellingens leiden ja auch bisweilen. Weil es mal wieder nur ein Unentschieden im Heimspiel gab. Weil irgendein die Raute küssender Benelux-Kicker mal wieder nach England rübergemacht hat. Oder weil im Mai mal wieder alles verspielt wurde. So wie 2006, als Werder Bremen (einmal darf ich es noch schreiben) m a l w i e d e r in Hamburg gewann und die Uwe-Seeler-Arena (ach nee, die heißt ja anders) erneut Champions-League-freie Zone war. Liebe Mit-Hamburger: Ihr habt nicht den Hauch einer Ahnung, was leiden bedeutet.

Denn in diesem Mai, am 27., hat auch der FC St. Pauli ein Heimspiel. Ganz Fußball-Deutschland schaut - auf Klinsi, der seine Jungs aufs Sommermärchen vorbereitet. Ich aber sitze am Millerntor, extrem angespannt, von (Punkt-)Verlustängsten geplagt. Das Spiel ist wichtig, verdammt wichtig sogar. Jedenfalls für die Zuschauer. Das Spiel dagegen ist etwa so inspirierend wie ein Quadratmeter Waschbeton. Gewürge der schlimmsten Sorte. Meine Braun-Weißen sind, mehr oder weniger, "bemüht", aber von einem Tor etwa so weit entfernt wie Erika Steinbach von der Wahl zur beliebtesten Deutschen in Polen. Gegen Ende hin erleide ich Panikattacken, dass nach irgendeinem Querschläger noch das 0:1 fallen könnte. Es bleibt torlos. Wir sind Tabellen-Sechster. An diesem 38. und letzten Spieltag. Der Regionalliga. 0:0 gegen den HSV. Den HSV II!!! In einem Derby, von dem die meisten HSV-Fans nicht mal wussten, dass es stattfindet.

Erzählt mir nichts von Leiden. Ihr wisst nicht, was das bedeutet.

Bis zum Derby beschreiben Abendblatt-Redakteure ihr ganz persönliches Derby-Erlebnis. Sven Kummereincke ist Redakteur in der Lokalredaktion.