Die Kicker des HSV machten Werbung für die Aktion “Hamburger Weg“, eine Initiative zur Förderung sozial benachteiligter Jugendlicher.

Hamburg. Dass sich HSV-Profi Eljero Elia mit "Schwalben" auskennt, wäre eine üble Unterstellung. Umso mehr versteht er von Hautflüglern wie Mörtelbienen und Solitärwespen. Seit gestern. Hand in Hand mit seinen Mannschaftskameraden Joris Mathijsen und Eric Maxim Choupo-Moting schuf der Mittelfeldstar etwas tierisch Nützliches. Von den Experten des Naturschutzbundes und des Werbepartners Globetrotter angeleitet, war nach zwei Stunden Maloche ein Insektenhotel einsatzbereit. An der Seebek im Nordosten der Stadt wird die Holzstation fortan als Nisthilfe dienen. Gut gemacht, Männer!

Auch die anderen Profis spuckten motiviert in die Hände. Galt es doch, die Idee der Sponsoringinitiative "Hamburger Weg" mit Sinn zu erfüllen. Am Gemeinschaftstag gestern war der Kader in sieben Gruppen auf Achse; Torwart Frank Rost musste nach seiner Knieverletzung am Vortag passen. Die anderen arbeiteten getreu dem hanseatischen Motto "Klappern gehört zum Handwerk", sprich: Die öffentliche Aufmerksamkeit dient den ehrenamtlichen Hilfsorganisationen als Anerkennung und beflügelt das weitere Wirken. "Ein gemeinsames Engagement für unsere Stadt verbindet die Menschen", sagte HSV-Vorstand Katja Kraus. Der Klub wolle ein Vorbild für gemeinnütziges Handeln abgeben.

Dass diese Rechnung aufgeht, zeigte sich schon beim "Anpfiff" um 12.30 Uhr vor dem Hauptportal von Hagenbecks Tierpark. Kameras surrten, und Blitzlichter zuckten, als die Spieler, komplett mit T-Shirts des "Hamburger Wegs" ausgestattet, sich neben Kamelen in Position stellten. Stoisch malmend ignorierten die Wüstentiere das Tohuwabohu.

Dann ging's an die Arbeit. Während die übrigen sechs Grüppchen zu ihren Einsatzorten chauffiert wurden, blieben Ze Roberto, Robert Tesche, Mladen Petric und Tom Michel im Tierpark. Ihr Job: Gurken, Mohrrüben, Äpfel in Portionshappen zerschneiden und an große Tiere verfüttern. Nicht an die Mitglieder des Vorstands, sondern an Giraffen und Elefanten. Die übrigen Stücke wurden gegen eine Spende an Zoobesucher abgegeben - so wie es sonntäglicher Usus vieler ehrenamtlicher Helfer ist. Diese stillen Aktivisten in den Fokus des öffentlichen Interesses zu rücken entspricht dem Sinn des Gemeinschaftstages. Unterstützt wurde das HSV-Quartett von acht Auszubildenden der Sparda-Bank. Der Clou des Projekts: Die zehn beteiligten Unternehmen stellen sich im Doppelpass mit dem Verein in ein erwärmendes Licht, der Verein verdient unter dem Strich nicht schlecht, vor allem jedoch wird Gutes getan. Ein Hattrick auf hanseatische Art.

In der Stiftung Alsterdorf griffen Heiko Westermann, Guy Demel & Co. zu Pinsel und Farbe: Symbolisch strichen sie einen Gemeinschaftsraum, assistiert von Mitarbeitern und Bewohnern der Behinderteneinrichtung. Auch Ruud van Nistelrooy war anzumerken, dass er mehr als einen Pflichttermin absolvierte. An der Seite seines Sturmpartners Paolo Guerrero besuchte er die "Schlumper" am Schlachthof, eine Künstlergemeinschaft Behinderter, die zusammen mit Kindern aus einem sozial problematischen Umfeld einen Beitrag zur Integration leisten. An einer Riesenleinwand wurde gemalt, dass es eine Freude war. "Es macht doppelt Spaß, weil Begeisterung und Lebensfreude der Mitmenschen hier spürbar sind", sagte van Nistelrooy während einer kurzen Schaffenspause. "Es gibt durchaus Wichtigeres als Fußball."

Gemeinsam mit den erwachsenen Kreativen Bettina, Michael, Bernd, Horst und Uwe sowie den Grundschülern Esra, Joseph und Espen schufen die HSV-Spieler ein beeindruckendes Wandgemälde. Man verstand sich auch ohne viele Worte. "Die Schlumper und der HSV", malte Michael Jürgen Gerdsmann trotz seines Seh-Handicaps unter das Rautenlogo, und Ruud van Nistelrooy pinselte auf den Bauch seines überlebensgroßen Ebenbildes: "Schlumper 4 ever". Das kam an.

Ebenso wie die anderen außerordentlichen Einsätze. Vor dem HSV-Fanhaus an der Stresemannstraße wurden Blumenbeete bepflanzt, auf dem Gelände des LutherCampus, einer Begegnungsstätte für Jung und Alt an der Lyserstraße in Bahrenfeld, ein Sandkasten sowie eine Absperrung aus Steinen und Pfählen gebaut. Und auf dem Bolzplatz Lindenpark packten Marcell Jansen, Dennis Aogo, Jonathan Pitroipa und Heung Min Son herzhaft an. Wer diese Arbeit als Buße für das müde Remis gegen Nürnberg begreift, ist ein Schelm. Von Bettina Berger und ihrem Team wurde der Gemeinschaftstag seit Wochen - erstklassig - geplant.

"Schön, wenn wir außerhalb des Stadions Vorbild sein können", sagte Joris Mathijsen, nachdem er das Insektenhotel mit Backsteinen, Holz und selbst geschnittenem Schilf gefüllt hatte. "Wer sich nur mit seinem Hauptberuf beschäftigt, vergisst leicht, was in der Großstadt wirklich passiert." Von dieser Erkenntnis beseelt, war der Weg frei für ein großes Grillvergnügen in den Katakomben der HSV-Arena. Handfeste Maloche macht eben Appetit. Auf mehr.