Dass die EU-Kommission sich dem harten Kurs der Bundesregierung im Hinblick auf die Zähmung der Finanzmärkte nicht anschließen würde, dürfte in Fachkreisen kaum jemanden überrascht haben. Auch wenn Berlin und Paris sich weitgehend einig sind, müssen die Brüsseler schließlich auch die Haltung der britischen Regierung berücksichtigen - und der Finanzplatz London hätte im Fall einer allzu harten Regulierung viel zu verlieren. Der Hinweis des EU-Kommissars Michel Barnier auf die womöglich gefährdeten Arbeitsplätze kommt somit nicht von ungefähr.

Und doch besteht die Gefahr, dass nun Chancen vertan werden, die aus hoch spekulativen Geschäften erwachsenden Risiken wirksam zu dämpfen: Je länger die Finanzmarktkrise zurückliegt, umso weniger werden Politiker geneigt sein, unbequeme Entscheidungen zu fällen. Wem würde es denn wohl schaden, wenn etwa der Handel mit Kreditausfallversicherungen verboten würde, sofern die Akteure gar nicht wirklich etwas zu versichern haben?

Insofern hat die Bundesregierung im Mai mit ihren Regulierungsbeschlüssen ein Zeichen gesetzt. Natürlich ist der Finanzmarkt global orientiert. Ohne tatkräftige Mitwirkung besonders der USA lässt sich nicht wirklich etwas gegen die unerwünschte Spekulation ausrichten. Doch ohne eine Lokomotive bewegt sich der schwerfällige Zug der Regierungen nicht - und in diesem Fall übernimmt Berlin diese Rolle. Schade nur, dass schon in Europa ein Bremser sitzt.

So muss man sich damit trösten, dass auch der EU-Kompromiss immerhin ein bisschen mehr Stabilität in die Finanzmärkte bringen kann.