Immer wieder müssen sich Banken den Vorwurf anhören, sie drückten bei Leitzinssenkungen zwar schnell die Sparzinsen, kassierten bei Krediten aber ungerührt weiter ab, ohne die niedrigeren Refinanzierungskosten auch nur annähernd vollständig an die Kunden weiterzugeben. Doch offensichtlich zeigt die hartnäckige Kritik von Verbraucherschützern keinerlei Wirkung - eher im Gegenteil. Gerade jetzt, nach der Wirtschaftskrise, scheint die Branche geneigt, den niedrigen Leitzins dafür zu nutzen, die Gewinne wieder hochzufahren.

Nun könnte man einwenden, dies sei schließlich eine Sache des Marktes: Kunden, die sich an besonders hohen Überziehungszinsen stören, können ja zu einem anderen Anbieter wechseln. Tatsache ist aber, dass dies kaum jemand tut. Erstaunlich ist das nicht. Denn die Dispozinsen gehören nicht zu den Konditionen, die eine Bank plakativ in der Werbung, in den Aushängen der Filialen oder auf den Internetseiten herausstellt. In der Regel dürfte vielen Verbrauchern das tatsächliche Ausmaß dieser Zinsen erst bewusst werden, wenn der Kontostand wirklich ins Minus gerutscht ist.

Dem Ansehen der Bankenbranche in der Öffentlichkeit allerdings wird das Geschäftsgebaren bei den Dispozinsen nicht förderlich sein. Dabei hat dieses Image in den zurückliegenden Jahren schon aus einer Reihe anderer Gründe erheblich gelitten - zum Beispiel durch das Verhalten von Beratern, die das Interesse ihrer Kunden zugunsten guter Geschäfte der Bank völlig aus dem Blick verloren. Es stellt sich aber die Frage, ob es nicht auf etwas längere Sicht für beide Seiten besser wäre, wieder mehr Wert auf ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis zu legen.

Sind enorm hohe Dispozinsen also kein Thema für die Politik? Um dies zu klären, wäre eine tiefer gehende Untersuchung, wie sie Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) angeregt hat, das richtige Mittel. Vielleicht bringt ja schon diese Maßnahme die Banken dazu, ihren Hunger auf Gewinnmargen zumindest auf diesem Feld zu mäßigen.