Das junge Hamburger Unternehmen avocadostore.de aus der Schanze will nachhaltigen Produkten im Internet zum Durchbruch verhelfen.

Hamburg. Philipp Gloeckler lächelt. Und dazu hat er auch allen Grund. Sein Start-up-Unternehmen Avocadostore erfreut sich in der Internetwelt steigender Beliebtheit. Zusammen mit Stephan Uhrenbacher, 40, will der 26-Jährige den Markt für nachhaltige Produkte verändern. Weg vom Öko-Charme der Weltläden, hin zu coolen und trotzdem nachhaltigen Produkten, die online verkauft werden. Seit dem 21. Februar dieses Jahres bieten Händler faire, ressourcenschonende und biologische Produkte über Avocadostore an. Eine Stehleuchte aus Deutschland wird genauso verkauft wie der CO2-sparende Küchenkomposter. Auch das Anti-Cellulite-Gel mit Rohstoffen aus biologischem Anbau oder die Damen-Flipflops aus recycelten Materialien gibt es in dem neuen Intenetshop.

Gloeckler, Uhrenbacher und die neun Mitarbeiter des Hamburger Unternehmens betreiben die Internetseite, wickeln die Käufe ab - nach dem Prinzip des Internetgiganten Amazon. Nur eben ausschließlich für grüne Produkte. "Wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger dastehen", sagt Gloeckler. Er sei ein Überzeugungstäter, stehe voll hinter seiner Idee und der Vision von nachhaltigen Produkten. "Im Juni 2009 entwickelten Stephan und ich die Idee von Avocadostore."

Uhrenbacher favorisierte einen Internetshop für nachhaltige Produkte, Gloeckler kam dann auf die Idee mit dem Marktplatz à la Amazon. Der Avocadostore war geboren. Zwar gab es schon den Anbieter fairix.de, "den haben wir aber innerhalb von einer Woche überrannt", so Gloeckler. Außerdem, so der Unternehmer weiter, handle es sich bei fairix.de um einen Shop, nicht um einen Marktplatz, bei dem die Händler selbst ihre Produkte anpreisen können.

Womit sich der Avocadostore zudem von anderen Gründungen in diesem Bereich abhebt: Er ist keine Kopie eines erfolgreichen US-Unternehmens, sondern eine Eigenentwicklung. Uhrenbacher hatte davor unter anderem bei DocMorris gearbeitet, 2006 das interaktive Stadtmagazin "Qype" aus der Taufe gehoben. Gloeckler, ehemaliger Betriebswirtschaftsstudent, kam über die Modeindustrie zur Nachhaltigkeit. Das Credo und Ziel des Konzerns sind es, für jedes konventionelle Produkt eine "grüne" Alternative anzubieten - ohne dadurch alternativ zu wirken.

Man kann in Deutschland zwar noch nicht von einem Nachhaltigkeitsboom sprechen, aber die Tendenz der Konsumenten ist deutlich: Wie das Forum Fairer Handel mitteilte, gaben die Konsumenten im vergangenen Jahr insgesamt 322 Millionen Euro für FairTrade-Produkte aus, was einer Steigerung von 21 Prozent entspricht. Und dabei fällt unter FairTrade nicht einmal alles, was der Avocadostore anbietet.

Vielmehr geht es bei den unterschiedlichen Produkten um die Umweltverträglichkeit. "Wir wollen mit unseren Produkten Studenten wie auch Mittvierziger ansprechen. Unsere Käufer sind werteorientiert und gebildet", so Gloeckler, der selbst genau in die Zielgruppe passt. Beim Gespräch mit dem Abendblatt trägt er von oben bis unten Produkte, die man im Avocadostore kaufen kann.

Um sein Unternehmen weiter voranzubringen, setzt er auf sogenannte Business Angels, die das Unternehmen finanziell unterstützen und somit weiter nach vorne bringen sollen, bevor es profitabel wird. "Das wird wohl in eineinhalb Jahren der Fall sein. Wir suchen aber Unterstützer, die zu uns passen, die unsere Ideen und Ideale mittragen."

Auch wenn Hamburg den Titel FairTrade Town anstrebt und im Jahr 2011 Europas Öko-Hauptstadt ist, so wird doch zumeist grün noch sehr oft als - abwertend - öko empfunden. Wie der ethical brand monitor, ein Markforschungsinstrument zur Nachhaltigkeit, zeigt, sind Konsumenten bereit, im Schnitt sechs Prozent mehr für nachhaltige Produkte zu bezahlen. Häufig seien den Kunden die Preise im Ökoladen aber noch zu hoch, so die Studie.

"Bei uns sind die Käufer eher skeptisch, wenn wir ein Produkt günstig anbieten", sagt Philipp Gloeckler. "In Deutschland denken viele, dass günstig auch billig ist. Aber auch nachhaltige Produkte müssen nicht immer sehr teuer sein." Laut der Studie des ethical brand monitor wissen zwar nur 6,6 Prozent nicht, dass man viele Produkte auch grün kaufen kann. Und auch nur 11,7 Prozent sagen, dass ihnen der Kauf ethisch hergestellter Waren nicht wichtig sei. Trotz allem ziehen viele Konsumenten die bekannteren Alternativen vor. "Ein Punkt ist, dass sich viele Prominente noch nicht als Verfechter der Nachhaltigkeit geoutet haben. In Amerika gibt es viele Stars, die für Grün stehen." Gloeckler denkt an die Schauspieler Angelina Jolie oder Leonardo DiCaprio, während in Deutschland bisher Cosma Shiva Hagen die bekannteste Fürsprecherin ist.

Von der Schanze in Hamburg soll es nun mit dem avocadostore.de nach New York gehen. Dort will Gloeckler sich mit Händlern treffen, möglichst bald den Markt erobern. In den nächsten Monaten soll die deutsche Internetseite übersetzt werden und ein Test in einer amerikanischen Metropole anlaufen. ."Das Prinzip des Avocardostores ist es, Nachhaltigkeit zu entdecken. Und das, was dahintersteht. Und dass es cool sein kann, sinnvoll zu konsumieren." In Hamburg wie auch in New York.