Ein Kommentar von Joachim Mischke

Schon der Titel der "Informationsbörse", die sich die Kulturbehörde ausgedacht hat, ist bezeichnend am Thema vorbeiformuliert: "Kultur braucht das Ehrenamt". Ehrlicher - und peinlicher - für die Stadt wäre dieser Name: "Jene Hamburger Kultureinrichtungen, die sich aus Geldmangel keine professionellen Fachkräfte leisten können, suchen Ehrenamtliche, die diese Lücke stillschweigend und wohlwollend schließen möchten."

Ein Unding? Aber wahr. Leider. Mit der Kultur kann man's ja machen, obwohl man ansonsten immer Kompetenz, Expertise und Erfahrung (all das gibt's nun mal nicht zum Nulltarif) von ihr fordert. Hamburgs Politik setzt darauf, die Leidensfähigkeit ihrer kulturellen Infrastruktur mit Amateuren zu übertünchen. In anderen Bereichen unseres Gemeinwesens wäre das undenkbar bis strafbar. Überspitzt formuliert: Darf ich demnächst nach Feierabend Strafzettel verteilen oder als Drogenfahnder bei Razzien auf dem Kiez mitwandern, weil die Innenbehörde klamm ist? Kann ich im UKE Nachtschwester spielen? Oder wie wäre es mit Kontrollbesichtigungen von Steuererklärungen meiner Wahl, falls überforderte Finanzbeamte nicht nachkommen mit dem Rechnen?

Kultur braucht großartige Profis, die ihre Empfänger begeistern und erhellen können. Bürgerschaftliches Engagement ist wunderbar. Die Instrumentalisierung gut gemeinter Selbstausbeutung ist es nicht.