Wenn deutsche Hockeyteams zu internationalen Turnieren reisen, sind die Erwartungen groß. Medaillen müssen es sein, schließlich braucht der klamme Verband die Fördergelder, die nur fließen, wenn Erfolge vorgewiesen werden können. Die Damen galten in der Vergangenheit jedoch als Wundertüte, wenn es um die Verlässlichkeit des Titelsammelns ging. 2002 waren sie WM-Siebter, 2004 gelang der Olympiasieg, 2006 folgte in Spanien der Absturz auf WM-Rang acht.

Nach der Pleite von Madrid übernahm der Hamburger Michael Behrmann das Team, seitdem wurde bei vier Turnieren mindestens das Halbfinale erreicht. In Argentinien gelang dies in einer Gruppe mit Weltklasseteams wie den Niederlanden und Australien sowie unbequemen Gegnerinnen wie Neuseeland und Japan mit nur vier Gegentoren und einer kämpferisch und spielerisch anspruchsvollen Leistung, die auf den ersten WM-Triumph seit 1981 hoffen lässt.

Behrmann hat es mit seiner ruhigen, unaufgeregten Art geschafft, aus einer flatterhaften und nicht selten durch interne Streitereien geschwächten Gruppe eine Gemeinschaft zu formen, die sich an die taktischen Vorgaben hält, die ihre Pflichtaufgaben erledigt und in den schwierigen Spielen über ihre Grenzen geht. Das Halbfinale gegen die Gastgeberinnen ist für alle nicht nur Erfüllung eines Ziels, sondern eines Traums. Dass sie die Partie dennoch nicht als "Bonusspiel" betrachten, sondern fest an ihre Chance glauben, sagt viel über den Mentalitätswechsel. Die Wundertüte hat ausgedient.