Wer den Verhandlungsmarathon der vergangenen drei Monate um Karstadt verfolgt hat, kommt nicht umhin, dem Investor Nicolas Berggruen Respekt zu zollen. Mehr als einmal sah es danach aus, als würde das mächtige Vermieterkonsortium Highstreet den Kampf um die dringend benötigten Mietreduzierungen gewinnen. Mit der Deutschen Bank und Goldman Sachs hatte der deutsch-amerikanische Milliardär bedeutende Kontrahenten gegen sich, die nichts unversucht ließen, eine Einigung zu torpedieren.

Dass sich Berggruen nun durchgesetzt hat, zeigt vor allem eines: Der Sohn des Kunstsammlers und Mäzens Heinz Berggruen ist mitnichten jener Leichtfuß und Lebemann, den manch ein Beobachter in ihm sehen wollte. Er ist vielmehr ein knallharter Geschäftsmann, der in der Lage ist, seine Ziele unnachgiebig zu verfolgen und durchzusetzen.

Diesen Biss wird Berggruen in den kommenden Jahren brauchen. Schließlich beginnt jetzt erst die eigentliche Arbeit bei Karstadt. Im Kern geht es dabei um die Frage, welche Zukunft das Warenhaus als Vertriebsform in einer von Shoppingcentern und Fachhändlern dominierten Einzelhandelslandschaft noch hat. Vieles spricht dafür, dass die 70 Millionen Euro, die Berggruen jetzt in Karstadt investieren will, nicht ausreichen werden, um die in den 70er-Jahren stecken gebliebenen Filialen wieder wettbewerbsfähig zu machen.

Mit den ausgehandelten Mietreduzierungen hat Berggruen den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft seiner Warenhäuser gelegt. Bleibt zu hoffen, dass er auch die nötigen Geschäftsideen hat, um sie zu altem Glanz zurückzuführen.