Bei der Deutschen Bahn kann man vieles planen, umsetzen und erreichen. Aber eines kann man an der Spitze des größten deutschen und zugleich bundeseigenen Konzerns niemals: es allen recht machen. Die Verkehrspolitiker begreifen das frühere Staatsunternehmen, das längst nach privatwirtschaftlichen Kriterien geführt wird, bis heute als ihr Instrument. Die Finanzpolitiker des Bundes erwarten satte Gewinne. Und die Fahrgäste wünschen sich allzeit pünktliche Züge und freundliches Personal.

Der langjährige Daimler-Manager Rüdiger Grube, der die Bahn seit Mai 2009 führt, findet sich in diesem Dschungel der Ansprüche offenbar gut zurecht. Um der Bahn den richtigen Weg zu weisen, nutzt er den Kompass und die Machete ebenso wie das Kompliment. Grube versucht, zur Aufklärung der Datenaffäre seines Vorgängers Hartmut Mehdorn beizutragen. Er predigt eine Kultur von Selbstkritik und Transparenz, aber selbstbewusst preist er auch die Leistungen des riesigen Konzerns.

Die Bahn steht unter Dauerkritik. Am Stammtisch ist nicht nur jeder der bessere Bundestrainer, sondern auch der bessere Bahnchef. Tatsächlich aber kann die Bundesregierung froh sein, dass sie für den Schleudersitz in Berlin überhaupt einen Topmanager aus der freien Wirtschaft gefunden hat.

Grube legt sich immer wieder darauf fest, das Kerngeschäft der Bahn zu stärken, das Angebot auf der Schiene besser und attraktiver zu machen. Noch ist nicht klar, wann und wie seine Strategie aufgeht. Doch der Weg, den der Bahnchef dafür freiräumen will, ist der richtige.