Eine Glosse von Jens Meyer-Odewald

Freundschaft wäre übertrieben, ein gewisses Vertrauensverhältnis jedoch hatte sich aufgebaut. Seitdem sich Professor Jonathan Mowambo aus Simbabwe im März meldete. Schlappe 34 Millionen Dollar habe er in der Zentralbank von Harare gebunkert, und es bedürfe nur weniger Euro für Anwalts- und Bestechungsgelder, um die Quelle sprudeln zu lassen. Fünf Millionen Provision sei ihm die Gefälligkeit wert. Ein Ehrenmann.

Die postwendende Rückfrage, ob es auch zehn Millionen sein könnten, brachten Mister Mowambo in Topform. "Dear Sir", schrieb er, "überhaupt gar kein Problem." Zwar arbeitete das Übersetzungsprogramm holprig, doch war das Signal unmissverständlich. "My friend in Humbarg", schrieb er zum Schluss. Per Mail-Pingpong ging's weiter, dann Funkstille. Zwischenzeitliche Offerten der Gentlemen Willismartins Makabo und Barristor Ade verwischten den Verdacht, Herr Mowambo müsse gesiebte Luft atmen. Thema: Petro-Millionen sowie von Diktatorenwitwen deponierter Zaster. Auch die Kumpels, gleichfalls massenweise mit Angeboten aus Afrika bombardiert, waren ratlos.

Doch von wegen Knast! Gestern meldete sich Jonathan zurück. Mit einem Paukenschlag. "Sorry, my very dear German friend", formulierte er filigran. Grund der Abwesenheit: Auskundschaften eines Brillantenschatzes, während eines Stammesscharmützels im Urwald vergraben. Eine Handvoll Dollar, so die Verheißung, dann könne er flugs zutage gefördert werden.

Einfach zu großzügig dieses Angebot, um es annehmen zu können. Hoffentlich ist Geschäftsfreund Jonathan jetzt nicht enttäuscht.