Eine Journalistin wagt das Abenteuer im Kletterwald von Volksdorf. Das Ergebnis: Schwielen, Muskelkater - und eine Menge Spaß.

Volksdorf. Wo bitte ist der Fahrstuhl? Diesen Korb aus Seilen etwa acht Meter hochzuklettern ist anstrengend. Viel anstrengender als gedacht. Am Ende des Tages werde ich Schwielen an den Fingern haben, am nächsten Tag einen leichten Muskelkater an Armen und Schultern. Von unten sieht das immer so leicht aus. Das Kraxeln wird noch aufregender, als die Frau vor mir in den Seilen hängt. Hilferufe tönen durch den Kletterwald am Meiendorfer Weg in Volksdorf.

Die an Seilen befestigten Holzbalken, auf denen wir uns von einem Seil zum anderen hangeln müssen, waren zu wackelig für sie. Auch wenn die Frau dort minutenlang hilflos zwischen den Bäumen hängt: Richtig gefährlich ist es nicht. Ein Sicherheitsseil hält sie ja fest. Mut macht dieser Anblick aber nicht. Hätte ich mich doch bloß nicht auf dieses Abenteuer eingelassen. Aber es musste ja am Ende der fünf erfolgreich gekletterten Parcours unbedingt noch die Mount-Everest-Nordroute sein. "Nur für geübte Kletterer" steht auf einem Schild.

Die sechs Kletterwald-Pfade sind unterschiedlich schwierig und heißen Borneo Spezial, Amazonas, K2 Extrem oder die Mount-Everest-Nordroute. Das klingt verspielt. Und darum geht es hier ja auch. Auch wenn das große Namen sind, können auch Anfänger sofort loslegen, erklärt Rolf Schwabe, einer der Geschäftsführer, zu Beginn der Tour: "Hier kann ohne großen Schulungsaufwand geklettert werden." Anders als in klassischen Hochseilgärten sichern sich die Kletternden nicht gegenseitig. Die Sicherung übernimmt ein sogenanntes Shuttle aus Metall, das an einem Führungsseil eingehängt wird. Runterfallen geht nicht. Das ist beruhigend.

Der leichtere Niagara-Trail zum Warmwerden, auch für Kinder ab einer Körpergröße von 1,10 Metern erlaubt, ist schon aufregend, weil die Bewegungen noch ungewohnt sind, weil man zuletzt als Kind geklettert ist und sich über dieses kleine Abenteuer wie eine Zehnjährige freut, lacht und jede Menge Spaß hat. Nur dass man keine Zehnjährige mehr ist und sich die Kindergeburtstagsgruppe hinter einem (alles Zehnjährige) über die lahme Ente vor ihnen lustig macht.

Trotz der Herausforderung ist dieser Kletterwald auch ein Spielplatz für Große, der die Fantasie anregt. In Gedanken bin ich irgendwo in einem dichten Urwald. Der Balanceakt auf dem acht Meter hohen Seil hat etwas von Indiana Jones. So richtig genießen kann ich das Abenteurergefühl aber nicht, weil ich mich bei jedem Schritt konzentrieren muss. Wie reagiert der Wackelbalken, wenn ich darauftrete? Und wie soll ich mich auf diesem Balken mit Sattel darauf zum nächsten Baum schwingen? Eine Monotonie wie beim Dauerlaufen kommt nicht auf. Zwar hänge ich an einem Sicherheitsseil, aber ich glaube nicht, dass ich mich aus eigener Kraft wieder auf den Kletterpfad hochziehen könnte. Der Nasse-Sack-Anblick wäre bestimmt kein schöner.

Ist das ein Schweißtropfen auf der Stirn? Ob vor Angst oder vor Anstrengung lässt sich nicht sagen. Das Klettern ermögliche das Wiederentdecken der muskulären Potenziale und Defizite, heißt es. Anders ausgedrückt: Nach der mehr als zweieinhalbstündigen Tour sind meine Arme und Beine extrem schwer. Die Finger zittern.

Und ja, es gibt an der Armunterseite einen Muskel. Nach langer Zeit ist der Trizeps wieder einmal zu spüren. Die Angstlust, von der bei Kletterern die Rede ist, ist definitiv da, sie macht Lust auf mehr. Ich werde übermütig. Die Mount-Everest-Nordroute kann schon nicht so übel werden. Wird sie aber. Die Mindestgröße an diesem Parcours beträgt 1,60 Meter. Mit meinen 1,63 Metern sollte das also kein Problem sein. Leider reicht die Armlänge kaum aus, um das nächste Seil zu greifen.

Die Frau, die vor mir in den Seilen hängt, wird von Trainer Gordon Mohr gerettet. Damit das Blut nicht weiter in die Beine sackt, soll sie sich auf einen der Wackelbalken setzen, der ihr zum Verhängnis wurde. Per Flaschenzugprinzip geht es wieder herunter. Die Blöße, gerettet werden zu müssen, will ich mir nicht geben. Unten am Boden stehen die Gerettete, der Trainer und andere Schaulustige und schauen nach oben. Das fühlt sich an wie eine Zirkusnummer. Die zum Glück gelingt. 70 Meter lang ist die Seilbahn, zurück auf den Boden. 2,5 Stunden im Kletterwald fühlen sich an wie eine Runde Jogging um die Alster. Der Körper ist fix und fertig. Aber dieses Gefühl aus der Kindheit, wenn man den ganzen Tag draußen gespielt hat und völlig kaputt, aber glücklich nach Hause kommt, macht diesen Sport wohl aus.