Designierter Wirtschaftssenator korrigiert jetzt frühere Angaben zu Schill und seinem Studium

Hamburg. Der designierte Wirtschaftssenator Ian Karan (parteilos) hat eingeräumt, die Schill-Partei in größerem Umfang finanziell unterstützt zu haben, als er es bislang behauptet hatte. "Es hat drei Spenden in Höhe von zusammen 44 500 Euro gegeben", sagte Karan dem Abendblatt. Die letzte Zuwendung leistete der Unternehmer im Bürgerschaftswahlkampf 2004.

Bislang war nur von einer Spende an Schill die Rede gewesen. Erst am vergangenen Dienstag hatte sich Karan schriftlich zu seiner Unterstützung der Schill-Partei erklärt. "Ich wollte im Vorfeld des Bürgerschaftswahlkampfes 2001 alles dafür tun, damit Ole von Beust Erster Bürgermeister dieser Stadt wird", schrieb Karan. "Weil mir dies ohne Hilfe von anderen nicht möglich schien, hatte ich mich entschieden, die Partei Rechtsstaatliche Offensive (Schill-Partei) um Ronald Schill und Mario Mettbach aktiv zu unterstützen."

Karan sagte am Sonntag, er habe der Partei damals 19 500 Euro überwiesen. Doch das war nicht alles: "Ein paar Monate" (Karan) nach der Wahl legte er nach, weil Schill ihn darum gebeten hatte - diesmal 20 000 Euro. "Es ging um den Aufbau der Geschäftsstelle der Partei", so Karan heute.

"Später wurde mir klar, dass ich mich in der Schill-Partei getäuscht hatte", schrieb Karan am Dienstag. Eine große Rolle hätten dabei die "herben persönlichen Verfehlungen" Schills - unter anderem dessen Bundestagsrede 2002 - gespielt. Und doch half der Unternehmer der Partei noch einmal - vor der Bürgerschaftswahl 2004. Da war Schill zwar schon längst von Bürgermeister Ole von Beust entlassen worden und hatte seiner eigenen Partei im Streit den Rücken gekehrt. Karan sagte dem Abendblatt jetzt, der damalige Parteichef und Ex-Bausenator Mario Mettbach habe ihn um finanzielle Unterstützung gebeten. "Aus Mitleid", so Karan, habe er der Partei 5000 Euro gegeben.

"Es war ein großer Fehler, die Schill-Partei unterstützt zu haben", schrieb der Unternehmer jetzt. Allerdings hatte Karan noch im August 2004 - also nach dem Aus der Schill-Partei - über den Ex-Richter gesagt: "Ich habe ihn unterstützt, weil er ein toller Mensch ist. Er hat sich viele Fehltritte geleistet, doch sein konsequentes Vorgehen, beispielsweise gegen kriminelle Ausländer, war mutig." Ihn habe eine "gute Bekanntschaft" mit Schill verbunden, für den er so etwas wie ein "väterlicher Freund" gewesen sei.

Karan musste sich in zwei weiteren Punkten korrigieren. Im Abendblatt hatte er 2009 behauptet, Bundeskanzlerin Merkel habe ihn aufgefordert, Deutscher zu werden. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, habe ihn angesprochen. "Sie sagte, Frau Merkel würde sich freuen, wenn ich mit gutem Beispiel vorangehen und die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen würde." Nun rückte Karan davon ab. "Das ist falsch. Merkel hat mich niemals dazu aufgefordert", gestand Karan der "Frankurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Er bereue es, zu viel mit den Medien "kokettiert" zu haben. Karan gab schließlich auch zu, dass es nicht stimme, dass er wegen seines Protests gegen den Vietnamkrieg von der London School of Economics geflogen sei. Der wahre Grund seien hohe Fehlzeiten gewesen.