Heute feiert “Saltimbanco“des Cirque du Soleil Premiere in der O2-World in Hamburg. Die letzte Probe verlief vielversprechend.

Bahrenfeld. Sie wird doch nicht etwa? Doch, sie macht's: Rücklings stürzt sich Joy Studer, eine junge Frau von 22 Jahren, zehn Meter in die Tiefe. Kopf voran, Brust raus, Beine in Schwanenseestellung. Kurz vor dem Boden bremst ihr zierlicher Körper ab, hält kurz inne und federt sanft zurück gen Hallendecke. Gut, dass sie zwei Bungee-Bänder am Hüftgurt hat.

Es ist letzter Probentag im weltberühmten Cirque du Soleil. Heute feiert das Ausnahme-Ensemble Premiere in der O2-World, und zwar gleich doppelt. Nach den Vorjahresgastspielen ist die Show " Saltimbanco " nicht nur generalüberholt und damit größer, bunter und pompöser geworden.

Auch die neue Lichtdramaturgie, der bombastische Soundtrack oder die angehobene Bühne sind dem sonst mitgebrachten Zelt entwachsen, weshalb die Veranstalter eine "monumentale Arena-Produktion" unter dem Hallendach der O2-World versprechen. Zu besichtigen ist das Ganze bis Sonntag, die heutige Premiere beginnt um 20 Uhr.

Noch ohne Schminke und schrille Kopfbedeckungen verpassen 49 Tänzer, Musiker, Sänger und Schauspieler dem Artistikkunstwerk letzten Schliff. Eine der Darstellerinnen ist Joy Studer, schweizerische Kunstturnerin und seit vier Jahren Topakrobatin beim 21-Nationen-Zirkus. Sie ist nach der Chinese-Poles-Nummer nur mäßig außer Atem. Während der Probe trägt sie sogar lässigen schwarzen Straßenlook. In der Vorstellung wird sie in einen sehr bunten, sehr engen Ganzkörperanzug schlüpfen. Unter anderem. Denn während des farbenfrohen Fantasieabenteuers aus Tanz, Schauspiel, Musik und Artistik wechselt sie fünfmal das Kostüm. Muskelkater habe sie "eher selten", ihre Höchstleistung bemerkt sie aber am Ende der Show: "Wenn Zuschauer Tränen in den Augen haben, weiß ich, dass ich beim besten Zirkus der Welt arbeite. Das ist meine Energie."

Seit 1984 bestaunten rund 90 Millionen Zuschauer auf fünf Kontinenten das Weltklasse-Ensemble. Die aktuelle Show " Saltimbanco " krempelt im 14. Jahr das Großstadtleben mit künstlerischem Anspruch auf links. Mithilfe von grellen Kostümen, waghalsiger Akrobatik und bewegender Musik zeichnet das Stück den Metropolenwiderspruch aus Geschwindigkeit und Ruhe, aus Poesie und Rausch sowie den Mächtigen und Besitzlosen nach. Nach Salzburg, Frankfurt oder Bremen in der ersten Jahreshälfte sind bis Sonntag fünf Auftritte in Hamburg an der Reihe.

Der Zauber der renovierten Show wird wohl halb Hamburg packen, so wie es Joy Studer erwischte, als sie das erste Mal eine Cirque-du-Soleil-Vorstellung sah: "Es hat mich weggeblasen."