Gebäudetechnik-Konzern und HSV-Sponsor braucht bundesweit neue Mitarbeiter. Interview mit dem Imtech-Chef Klaus Betz.

Hamburg. Er sponsert den HSV durch die Übernahme der Namensrechte für das Volksparkstadion, er setzt sich für den Klimaschutz ein - und das von ihm geführte Unternehmen verdient gut damit. Das Abendblatt sprach mit Imtech-Chef Klaus Betz über den Fachkräftemangel in Deutschland, einen neuen Großauftrag und Kostensenkungen durch Energiesparmaßnahmen.

Hamburger Abendblatt:

Herr Betz, Imtech hat 25 Millionen Euro gezahlt, um für sechs Jahre Namensgeber des HSV-Stadions zu sein. Wann wird der HSV Deutscher Meister?

Klaus Betz:

Auf jeden Fall bevor Schalke dies schafft.

Was ist das Ziel Ihres finanziellen Engagements beim HSV?

Wir wollen unseren Bekanntheitsgrad erhöhen. Und mit dem HSV als Botschafter können wir europaweit Präsenz zeigen. Gerade vor dem Hintergrund eines immer dramatischer werdenden Fachkräftemangels wollen wir selbstbewusster werden und jungen Menschen zeigen, dass es uns als interessanten Arbeitgeber gibt. Zudem verbinden sich Energie und Energieeffizienz gut mit Fußball.

Sie setzen als technischer Gebäudeausrüster stark auf Energieeffizienz. Planen Sie hier Konkretes mit dem HSV?

Ja, wir analysieren die technischen Anlagen der Arena, optimieren sie und garantieren dem HSV durch unsere Maßnahmen, dass der Energieverbrauch im Stadion um 35 Prozent sinken wird.

Sie haben den Fachkräftemangel angesprochen. Wie viele offene Stellen hat Imtech?

Wir könnten sofort 100 bis 150 Ingenieure mit Kenntnissen in der Kälte- und Versorgungstechnik einstellen, aber es gibt sie einfach nicht in Deutschland. Offensichtlich hat es unsere Branche in der Vergangenheit nicht geschafft, sich für junge Hochschulabsolventen attraktiv darzustellen.

Wie wollen Sie das ändern?

Wir arbeiten bereits mit Hochschulen zusammen, Mitarbeiter von uns halten dort zum Beispiel Vorlesungen. Aber nicht nur an Ingenieuren mangelt es, wir finden auch kaum noch Facharbeiter. In Ballungsräumen wie Hamburg ist das ein besonders großes Problem. Zudem würden wir gerne 100 Auszubildende mehr einstellen.

Würde die Rente mit 70 Jahren helfen?

Wenn die Politik alle Arbeitnehmer erst mit 70 in Rente schicken will, klingt das für mich schizophren. So kann doch jemand, der zum Beispiel 40 Jahre auf dem Bau gearbeitet hat, nicht bis ins hohe Alter dort weiter tätig sein. Man sollte Menschen generell die Möglichkeit geben, länger zu arbeiten - ohne sie dazu zu zwingen. Und das längere Arbeiten müsste sich auch finanziell für den Beschäftigten lohnen, dürfte nicht mit so hohen Abgaben belastet sein.

Gerade die Wirtschaft hat über ihre Vorruhestandsregelungen und Abfindungszahlungen in den vergangenen Jahren unzählige Arbeitnehmer nach Hause geschickt. Imtech dürfte da keine Ausnahme gewesen sein.

Doch, bei uns gab es das nicht. Aber es stimmt, den Unternehmen ist durch solche Vereinbarungen viel Know-how abhandengekommen - und das ist bedauerlich.

Wie hoch ist das Durchschnittsalter Ihrer rund 5000 Mitarbeiter bundesweit?

Wenn wir unsere 500 Auszubildenden herausrechnen, liegt der Durchschnitt bei etwa 45 Jahren. Für die Industrie ist dies ein hoher Wert.

Könnten Zuwanderer helfen?

Bei den Facharbeitern profitieren wir bereits von Kräften aus dem Ausland. Aber bei den Ingenieuren klappt dies nicht, weil kein Land eine so anspruchsvolle Ingenieursausbildung anbietet wie Deutschland.

Man hat den Eindruck, dass das Thema Klimaschutz wegen der Finanzkrise für die Politik in den Hintergrund gerückt ist. Empfinden Sie das auch so?

Das mag zwar für einige Teile der Welt gelten wie Russland oder die USA, aber Westeuropa und China verfolgen das Ziel der CO2-Einsparung konsequent weiter.

Kann die EU ihr Klimaziel erreichen und bis 2020 - auf Basis der Werte von 1990 - 20 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen einsparen?

Sie kann, denn bis 2020 wird es beim Thema Energieeffizienz weitere Fortschritte geben. Die Frage ist aber, ob der notwendige politische Wille zum Investieren in Green Energy vorhanden ist. Und da habe ich derzeit meine Zweifel. Die Ziele sind erreichbar, aber sie werden nicht erreicht.

Wie ist die Bereitschaft in der Wirtschaft zum effizienten Umgang mit Energie?

Grundsätzlich ist die Bereitschaft da, aber noch ist Energie viel zu billig. Es würden mehr Firmen in neue Techniken investieren, wäre Energie teurer. Die Firmen vergessen: Wenn sich die Investition amortisiert hat, ist sie eine Gelddruckmaschine. Wir garantieren unseren Kunden einen 20 Prozent geringeren Energieverbrauch, in der Realität sind es meist bis zu 30 Prozent. Bei Gebäuden rechnet sich die Investition dann häufig schon nach drei Jahren.

In Deutschland wird über eine längere Laufzeit der Atomkraftwerke diskutiert. Wie stehen Sie dazu?

Das ist eine Alibidiskussion. Selbst wenn die Kernkraftwerke zum vereinbarten Zeitpunkt abgeschaltet würden, käme hierzulande weiter Atomstrom aus der Steckdose. Der würde dann aus Frankreich oder Skandinavien importiert. Ich denke, man sollte ältere Kernkraftwerke wie beschlossen abschalten, aber die noch funktionsfähigen Meiler länger am Netz lassen. Denn eine dezentrale Energieversorgung und den kompletten Umstieg auf regenerative Energien - ergänzt durch Kohle und Gas - schaffen wir in den kommenden zwölf Jahren nicht.

Wie hat sich die Finanzkrise auf Imtech ausgewirkt?

Wir können nicht klagen. Gerade erst haben wir von der Post den Auftrag bekommen, etwa 1000 Immobilien auf Möglichkeiten zum Energiesparen zu überprüfen. Der Auftrag ist für 15 Jahre ausgeschrieben und mit einem Volumen von insgesamt 450 Millionen Euro der bisher größte im Bereich Green Energy. Insgesamt liegt unser Auftragsbestand in Deutschland bei 1,9 Milliarden Euro. Damit sind wir für zwölf Monate ausgelastet. Mit dem Volumen bin ich sehr zufrieden, doch die Margen sind leider nur erträglich.

Werden Sie Hamburg treu bleiben?

Auf jeden Fall. Wir beschäftigen in der Stadt 800 Mitarbeiter in der Verwaltung und in der Forschung - und für uns gibt es derzeit keine Veranlassung, über einen Umzug nachzudenken.

Haben Sie Wünsche an Ian Karan, den designierten Wirtschaftssenator?

Gut finde ich, dass er aus der Wirtschaft kommt und sich nichts mehr beweisen muss. Wir waren bisher stets zufrieden mit der Hamburger Wirtschaftspolitik. Aber eines wünsche ich mir dennoch: Der Senator sollte wieder intensiver den persönlichen Kontakt mit den Unternehmen in der Stadt suchen.