Das Reich der Mitte, in früheren Jahrhunderten vom Westen schwer gedemütigt, reagiert stets hochempfindlich bis aggressiv auf vermeintlich imperialistische Muskelspiele. Entsprechend erbost fiel der Kommentar in Peking zur US-Kritik an der Aufrüstung Chinas aus: Das sei den Beziehungen "nicht zuträglich". Als seien die Beziehungen zwischen Adler und Drachen - zwischen der Supermacht USA und der knospenden Supermacht China - nicht ohnehin von Rivalität und tiefem Misstrauen geprägt.

Chinas Herrschaft in Tibet, der Anspruch auf Taiwan, eine heruntermanipulierte Währung, Menschenrechte und Zensur oder Klimafragen - die Volksrepublik setzt ihre Interessen zunehmend rücksichtslos um. Eindrucksvoll hat China, inzwischen zweitgrößte Wirtschaftsmacht, der Welt demonstriert, dass Kapitalismus auch ohne Demokratie funktionieren kann. Da arrangiert man sich auch schon mal mit Diktatoren wie im Sudan, in Syrien oder im Jemen, um seinen Rohstoffhunger zu stillen. Amerika muss sich damit nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ideologisch und moralisch herausgefordert fühlen.

Doch beide Seiten sind so eng wirtschaftspolitisch verflochten, dass sie zur Zusammenarbeit verdammt bleiben. Die USA werden sich mit einer multipolaren Welt mit verschiedenen Wertesystemen abfinden müssen. Chinas Aufstieg zur Weltspitze ist unvermeidlich. Eine Konfrontation der Supermächte ist es nicht.