Eine Polemik von Axel Tiedemann

Okay, das Schiff hat was. Auch wenn einen diese schwimmenden Fresstempel eher nicht so sehr reizen - die "Queen Mary 2" sieht ganz nett und vor allem ganz gewaltig aus. Man muss dann hingucken und bei den dunklen Schwaden aus ihrem Schornstein lieber weggucken. Oder ausblenden, dass da eigentlich ein Kraftwerk zur See schwimmt, das so viel Dreck ausstößt wie 50 000 Pkw zusammen. Aber geschenkt. Wir hatten uns ja geeinigt, dass wir das alles so furchtbar toll finden. Doch nun muss auch einmal gut sein!

Der soundsovielte Besuch dieses Dampfers in Hamburg und vor allem das Begrüßungsgewese drum herum erinnern mittlerweile an einen soundsooft erzählten Witz. Beim ersten Erzählen brüllend komisch, dann muss man auch beim zweiten und dritten Zuhören noch ein wenig schmunzeln - am Ende lächelt man nur noch gequält.

Zumal der Kreuzfahrer in diesem Jahr sogar viermal kommt. Weihnachten einmal im Jahr ist schön - aber wer will schon Weihnachten im November, Dezember, Januar und, weil es so nett war, im Februar gleich noch einmal? Und warum gibt es ausgerechnet diese Verehrung nur für dieses eine Schiff? Als sei es so eine Art Heilige der Seefahrt, die man anbeten muss, um nicht aus dem Kreis der Hafengläubigen ausgeschlossen zu werden.

Doch nichts für ungut: Sollen alle, die es mögen, wieder und wieder zum Kreuzfahrtterminal pilgern. Wir anderen freuen uns, wenn die "Queen Mary 2" einmal wieder zufällig beim Spaziergang an der Elbe in den Blick fällt.

Das reicht dann aber auch.