Energiekonzerne stehen in der öffentlichen Wahrnehmung generell unter Abzockverdacht. Die Ölmultis mit ihren Tankstellen kennen das seit Jahrzehnten. Bei den Stromkonzernen schwoll die öffentliche Erregung aber ausgerechnet in den zurückliegenden zehn Jahren an - seit der Liberalisierung der europäischen Strommärkte, die im Kern sowohl mehr Versorgungssicherheit wie zugleich auch moderate Preise bringen sollte.

Oft erscheinen die Stromkonzerne als einzige Gewinner der Marktöffnung. Erst kürzlich stand RWE mit einer nicht nachvollziehbaren Strompreiserhöhung wieder im Zentrum der Kritik. Tatsächlich aber hat sich bei der Stromversorgung in Deutschland und in Europa ein vitaler Markt entwickelt. Es gibt Hunderte neue Anbieter, seien es ausländische Konzerne in Deutschland oder deutsche Stadtwerke, die Strom nun bundesweit vermarkten, wie auch reine Energiehändler ohne eigene Kraftwerke.

Dreh- und Angelpunkt für diesen Markt sind Strombörsen wie die EEX in Leipzig, aber auch der direkte Stromhandel zwischen Unternehmen. Ein liquider Markt mit vielen Anbietern ist die Voraussetzung dafür, dass die Kunden Preisvielfalt bekommen und im Zweifel zu einem günstigeren Versorger wechseln können.

Das ganze Potenzial eines einheitlichen europäischen Strommarktes ist allerdings noch längst nicht erschlossen. Insbesondere der grenzüberschreitende Stromhandel kann verbessert werden. Diese Entwicklung sollten die Wettbewerbsbehörden weiter aufmerksam und kritisch verfolgen. Den Stromkunden nützt es.