Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Das Stück Stoff wird für alle sichtbar am Oberarm getragen. Sein Besitzer wird Mannschaftskapitän oder Spielführer gerufen. Klar ist: Es kann nur einen geben. Unklar, wer es beim FC St. Pauli in dieser Saison sein wird.

Morena, Hain, Schultz, Boll, Ebbers, Lehmann, Rothenbach. Typen, an deren Arm die Binde problemlos sitzen würde, hat Holger Stanislawski einige im Kader. Einen Problemfall wie in Wolfsburg, wo der VfL seinen abwanderungswilligen Superstar Edin Dzeko mit dem Amt in die Pflicht nimmt, gibt es nicht. Der Trainer hat die große Auswahl und tut gut daran, dem Amt keine gesteigerte Bedeutung beizumessen. Wer in der Mannschaft, deren Hierarchie ohnehin so flach ist wie das Kurzpassspiel auf dem Platz, die Reden schwingt und auf den Tisch haut, ist längst geregelt und völlig unabhängig von seiner Entscheidung.

Die Kernfrage ist, welches Anforderungsprofil Stanislawski an seinen Vertrauensmann stellt. Sucht er einen Kapitän und keinen Spielführer, kommt er an Fabio Morena nicht vorbei. Seit 2003 steuert der 30-Jährige die Mannschaft auf und über die Spielfelder der Republik. Die Wahl Morenas wäre ein klares Bekenntnis zu den Wurzeln und ein Vertrauensbeweis für die Altgedienten um Boll, Eger, Schultz oder Lechner. Diese müssen mittlerweile zwar hart um Startelf- oder Kaderplatz kämpfen, legten aber in Regionalliga und Pokal einst den Grundstein zum Erfolg, den die Bundesligasaison für den Klub bedeutet.

Morena wäre der richtige Kapitän, ob er aber auch Spielführer sein kann, weiß nur Stanislawski. Der Konkurrenzkampf fordert Opfer, auch - und gerade - in der Innenverteidigung.