Die Hamburg Tourismus GmbH plant für homosexuelle Touristen zahlreiche Marketing-Aktionen. Hamburg passe zur Zielgruppe.

Hamburg. Ein Meer aus Regenbogenfahnen wird am Sonnabend wieder Hamburgs Straßen anlässlich der 30. Parade zum Christopher Street Day (CSD) schmücken. Die Veranstalter erwarten bis zu 50 000 Teilnehmer und Zuschauer. Die Parade startet um 12 Uhr an der Langen Reihe und endet am Jungfernstieg.

Dieses bunte Ereignis lockt Jahr für Jahr Tausende Schwule und Lesben aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland an. Das Potenzial dieser beliebten Zielgruppe hat nun auch die Hamburg Tourismus GmbH (HHT) für sich entdeckt: "Die Homosexuellen verreisen häufig und geben dabei überdurchschnittlich viel Geld aus. Deshalb wollen wir diese Zielgruppe für die Hansestadt begeistern. Das ist leider in den vergangenen Jahren nicht ausreichend geschehen", sagte HHT-Chef Dietrich von Albedyll. Hamburg passe als weltoffene Metropole mit luxuriösen und designorientierten Hotels, attraktiven Shoppingmöglichkeiten und einem reichen Kulturangebot ideal zu der Zielgruppe, so von Albedyll weiter.

Die HHT hat sich nun einiges vorgenommen, um die Schwulen und Lesben für die Hansestadt zu begeistern: Das Hamburger Szenemagazin "Hinnerk" beliefert die Internetseite der HHT mit Veranstaltungs- und Insidertipps. "Außerdem lassen wir derzeit eine Broschüre speziell für unsere homosexuellen Gäste erstellen", sagt von Albedyll. Zudem will die HHT die Zusammenarbeit mit Spezial-Reiseveranstaltern intensivieren.

Das Engagement von Hamburg Tourismus findet auch Anklang bei der Justizbehörde, in der die "Arbeitsstelle Vielfalt" angesiedelt ist: "Wir begrüßen die Initiative von Hamburg Tourismus, die zu unserer vielfältigen Stadt passt." Die Hansestadt biete eine gute Infrastruktur für diese Zielgruppe, sagte Sprecher Volker Bulla.

Damit auch die Schwulen-Szene im Ausland auf Hamburg aufmerksam wird, hat die Hamburg Tourismus in Kooperation mit der Lufthansa nun zum ersten Mal elf Journalisten der führenden europäischen Gay-Magazine eingeladen. Diese Fachjournalisten sind seit Donnerstag in Hamburg, und am ersten Abend stand ein Bummel durch das Szeneviertel St. Georg an. Dabei durfte die Lange Reihe nicht fehlen. Locker ging es bei der Einkehr in der "Generation-Bar" zu und die Journalisten waren angetan: "Die Leute sind offen, und St. Georg, zumindest das, was ich bislang von der Szene gesehen habe, gefällt mir", sagte Asim Aliloski, der für ein Wiener Gay-Magazin arbeitet.

Was die Touristen in Hamburg erwarten dürfen, erfuhren die Journalisten später im schwulen Infoladen "Hein&Fiete". Danach stand noch ein Absacker in "Tom's Saloon" am Pulverteich an. In der schummerigen Kellerbar traf die Gruppe auf "German Mr. Leather 2010", David Schneider. Allerdings muss der Neu-Hamburger mit der Vorliebe für Leder noch von Hamburgs Vorzügen überzeugt werden: "Also in Nürnberg hat mir die Szene besser gefallen."

Aber die Vertreter der Gay-Magazine, die heute an der Parade teilnehmen, sind angetan von der Hansestadt: "Hamburg hat ein ganz besonderes Flair. Hier fühlen sich Gays wohl, und man wird herzlich aufgenommen", sagte Philippe Escalier von einem Szene-Magazin aus Paris. Das Ziel von HHT-Chef von Albedyll steht unterdessen fest: "Wir wollen Hamburg mittelfristig zu einem Muss als Reiseziel für Homosexuelle machen."