Es war im vergangenen Herbst im Ärmelkanal, kurz nachdem die "Gorch Fock" aus der Biskaya gekommen war, als sie ihren "vielleicht schönsten Moment an Bord" erlebte. Der Wind wehte kräftig, am Himmel hasteten graue Wolken vorbei, und das Segelschulschiff der Marine pflügte flott durchs aufgewühlte Wasser. "Es sah aus wie von einem Marinemaler geschaffen, perfekt!", erinnert sich Oberleutnant zur See Helena Speth . Und es war ein Moment höchster Konzentration für die heute 28-Jährige: Die blonde Hamburgerin ist Segeloffizier an Bord der "Gorch Fock".

Wann welches der 23 Segel des Dreimasters gesetzt, gerefft oder gebrasst werden muss - das entscheidet die eher zierliche Frau während ihrer Wachen auf der offenen Brücke. Mit einer blechernen "Flüstertüte" gibt sie die Befehle weiter - und viele, viele Männer müssen an den mächtigen Fallen und Schoten ziehen.

Ein Problem? "Das wurde von Anfang an akzeptiert", sagt sie fest, und man glaubt es ihr sofort. Zumal Helena Speth über reichlich Segel-Kompetenz verfügt: Mit ihren Eltern segelte sie von Kind auf auf Familienyachten, lernte und lehrte später das Segeln an der Yachtschule Glücksburg. Nach dem Abitur in Bielefeld studierte sie an der Hamburger Bundeswehr-Universität.

Heute wohnt sie mit ihrem Freund in Bahrenfeld - wenn sie nicht gerade zur See fährt. Begonnen hatte ihre Marine-Laufbahn auf einer der neuen Hightech-Korvetten. Doch der Dienst auf einem Traditionssegler, sagt sie, "das ist die ursprünglichste, die schönste Form von Seefahrt".