Eine Glosse von Nico Binde

Die Fachzeitschrift "Eltern" fördert allerhand Nützliches zutage. In der aktuellen Ausgabe etwa werden gekühlte Beißringe empfohlen, damit zahnende Babys ihre Pein lustvoll wegknabbern können. Das ist jetzt natürlich überhaupt keine Neuigkeit. Denn Eltern, die schon mal den sich Bahn brechenden Eckzahn ihres Kindes verflucht und nächtelang eine ganze Armada von Beißringen herangeschafft haben, nur um am Ende selbst beißringreif zu sein, kennen den Trick. Und sind danach trotzdem auf dem Zahnfleisch gegangen.

Umso mehr erstaunen die neuen Vorschläge der "Eltern"-Redaktion. So seien Karotten, Apfelstücke und Brotkanten großartige Ersatzbeißringe. Und weil im Grunde alles Harte - gut gekühlt und kaubar - schmerzlindernd wirkt, muss man die Utensilien auch nicht beißringrund schnitzen. Das wiederum legt den Verdacht nahe, auch hart gekochte Eier, Kanthölzer oder die Fäuste der Klitschko-Brüder seien nicht per se ungeeignet. Beim Kühlen der Heilsbringer sollte man allerdings Maß halten.

Weil Hamburger aber nur selten Zugriff auf eine gekühlte Klitschko-Faust haben, eignen sich auch regionale Produkte wie Fischköpfe, Franzbrötchen oder das nordische Gericht "Snuten un Poten". Letzteres, also "Schnauzen und Pfoten", erinnert dabei schon klanglich an zahnmedizinische Hilfe, wenngleich es - dem unwürdigen Prozedere beim Dentisten folgend - korrekterweise "Pfoten in Schnauzen" heißen müsste.

Wie dem auch sei: Das Zahnen bleibt ein ewiger Kampf. Nicht umsonst heißt es: Auge um Auge, Zahn um Zahn, Beißring um Beißring.