Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Urs Siegenthaler wird nicht sportlicher Leiter des HSV. Der Schweizer bleibt Chef-Scout von Bundestrainer Joachim Löw. So weit die gute Nachricht, die beim HSV viele freuen wird, vor allem jene Trainer und Betreuer, denen Siegenthaler in ersten Gesprächen die Qualifikation absprach.

Dennoch bleiben bei dieser peinlichen Posse Fragen. Zum Beispiel die an Bernd Hoffmann, den HSV-Vorsitzenden. Wie kann Ihnen ein leitender Angestellter im letzten Moment abhandenkommen? Gab es keine klaren Absprachen für den Fall eines Interessenkonfliktes zwischen dem HSV und dem DFB?

Der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga wiederum müssten erklären, warum das Thema Siegenthaler erst vier Tage vor dessen Arbeitsbeginn beim HSV auf die Agenda gelangte. Seit fünf Monaten ist diese Personalie bekannt. Und die letzte Frage wäre, warum darf der Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt bei Bayern München und in der Nationalelf Spieler behandeln? Ist das keine Doppelfunktion? Oder wird die nur deshalb goutiert, weil die Bayern eine größere Lobby haben als der HSV?

Der Fall Siegenthaler hinterlässt viele Verlierer. Einer bleibt HSV-Chef Hoffmann, der es auch ein Jahr nach dem Abgang seines Sportchefs Dietmar Beiersdorfer nicht geschafft hat, einen veritablen Nachfolger zu finden. Bastian Reinhardt kann einer werden, noch aber ist er ein Auszubildender.