Eine Glosse von Vanessa Seifert

Wissenschaftliche Studien fördern oft so erstaunliche Erkenntnisse zutage wie "Schlaf ist gesund" oder "Sport hält fit". Regelrechten Zündstoff bietet dagegen jetzt eine Analyse amerikanischer Forscher, die gestern im Abendblatt zu lesen war, wonach Einsamkeit genauso schädlich ist wie Rauchen.

Nun qualmen die Köpfe der Hamburger Gesundheitspolitiker. Sollen Ärzte künftig Freunde verordnen? Gibt es kollektives Grillen auf Rezept? Und zahlt die Kasse dann die Würstchen? Sicher ist, dass Gastronomen sich und vor allem ihr Mobiliar komplett umstellen müssen. Einzeltische stehen nämlich auf der Kippe. Der Senat plant nach der Sommerpause eine Vorlage, wonach auch in Eckkneipen ausschließlich runde Tische aufgestellt werden dürfen, an denen mindestens sechs Gäste Platz nehmen müssen. Aufgabe der Wirte ist es künftig, nicht nur die Biergläser, sondern auch diese Gruppentische aufzufüllen. Wird ein Gast beim einsamen Rumsitzen erwischt, was dessen Sterberisiko um 50 Prozent erhöht, droht dem Wirt eine saftige Geldbuße - ähnlich wie nach einem Verstoß gegen das Rauchverbot. Gäste sind zudem angehalten, Alleinsitzer zu melden, bevor diese noch einsam vom Stuhl kippen.

In Brüssel diskutiert das EU-Parlament bereits Warnhinweise, die an Stühlen angebracht werden sollen: "Alleinsitzen kann tödlich sein" oder "Einsamkeit schadet auch anderen, weil die Sie gar nicht erst kennenlernen." Erste Krankenkassen denken schon über einen Begleitservice auf Krankenschein nach.

Senat und Opposition sind sich schon jetzt einig, dass einsamen Barhockern umgehend ein Gesprächspartner an die Seite gesetzt werden muss. Nur auf den Kandidaten konnte man sich bisher noch nicht einigen. Zu den Favoriten zählt Bundespräsident Christian Wulff, der so "gut auf Menschen zugehen" kann, dass man ihm quasi nicht auszuweichen vermag. Am besten geeignet ist aber wohl Christoph Ahlhaus, der bekanntlich gern Verbindungen macht.