Eine echte Überraschung brachte die Veröffentlichung des Banken-Stresstests am Freitag nicht mehr, zu vieles war - vor allem über die positiven Resultate vieler Geldhäuser - schon vorher durchgesickert. Das dürfte durchaus im Sinne der europäischen Politik gewesen sein. Schließlich wollte man mit dem Test den Finanzmärkten und der Öffentlichkeit demonstrieren, dass das Bankensystem im Grundsatz stabil ist.

Vor dem Hintergrund dieser Beweggründe durfte man allerdings auch nicht erwarten, dass ein größerer Teil der Kandidaten die Hürde reißt - anders als in den USA, wo bei einem strengeren Test mitten in der Finanzkrise zehn von 19 Banken durchfielen und zusammen 75 Milliarden Dollar an zusätzlichem Kapital benötigten. Während sich aber damals niemand Illusionen über den Zustand der Banken machte, geht die Öffentlichkeit heute zumindest in den Ländern nördlich der Alpen davon aus, dass die dortigen Banken das Schlimmste hinter sich haben. Diese Einschätzung wollte man nicht erschüttern.

Bei aller Kritik an Details des europäischen Stresstest bleibt eines festzuhalten: Solche Prüfungen sind grundsätzlich sinnvoll. Wirklich aussagekräftig sind sie aber nur, wenn nicht politische Interessen schon im Vorfeld bestimmte Resultate vorgeben. Und es könnte auch nicht schaden, wenn man künftig auch Laien einen fairen Vergleich der Banken untereinander ermöglicht.