Ein Kommentar von Andreas Dey

41 Prozent. Von solchen Umfragewerten konnte die SPD seit zehn Jahren nur träumen. Wer jetzt im Kurt-Schumacher-Haus mit Blick auf die Rückkehr an die Macht schon den Sekt kalt stellt, handelt indes grob fahrlässig. Denn das Hoch der Sozialdemokraten, das weiß Parteichef Olaf Scholz, resultiert weniger aus der eigenen Stärke als aus der Schwäche der schwarz-grünen Koalition und hier insbesondere der CDU. Ob das Gerangel um Fanfest und Harley Days, das Versagen bei der Eisbeseitigung und die Posse um Bürgerschaftspräsident Röder, der wenig überzeugende Abgang des Bürgermeisters oder der klar verlorene Volksentscheid um die Primarschule - der CDU ist zuletzt kaum noch etwas gelungen. Da fiel es beim Wähler nicht mal mehr ins Gewicht, dass die SPD bei der Schulreform an der Seite des Senats stand.

Doch so zum Teil tollpatschig werden die Christdemokraten kaum weiteragieren. Sie werden, schon mangels Alternativen, alles dafür tun, dass sich Schwarz-Grün zusammenrauft. Die schnelle Festlegung auf einen Beust-Nachfolger war der erste Schritt. Und Christoph Ahlhaus, der noch kaum bekannte und gegen viele Vorurteile kämpfende künftige Bürgermeister, wird im Amt an Beliebtheit gewinnen. Ob er es jemals mit Olaf Scholz, sofern der denn antritt, aufnehmen kann, ist fraglich. Aber darauf kommt es auch nur sekundär an, denn die Hamburger wählen keinen Regierungschef, sondern eine Partei. Und da muss die SPD den Bürgern erst klarmachen, was sie anders oder besser machen würde als CDU und GAL.

Will sie nicht sparen? Die Elbe nicht vertiefen? Die Elbphilharmonie nicht fertigstellen? Keinen städtischen Energieversorger aufbauen? Nicht in Schulen und Unis investieren? Doch, das will sie alles auch. Aber wo sind dann die Alternativen? So es sie gibt, müssen Scholz und seine Genossen sie stärker herausstellen. Sich nur in der 41-Prozent-Sonne zu bräunen und zu hoffen, dass die CDU sich zerlegt und die GAL irgendwann in den roten Schoß zurückkehrt, ist zu wenig.