Sonst wird er die fünf wichtigsten Probleme nicht lösen.

Beginnen wir doch mal mit zwei Büro-Weisheiten: Man wächst mit seinen Aufgaben, und man wird so lange befördert, bis man überfordert ist. Christoph Ahlhaus' Beförderung steht am 25. August an. Wenn alles gut geht, wird er in 35 Tagen Erster Bürgermeister genannt. Aufgaben, an denen es zu wachsen gilt, gibt es reichlich.

Erstens und am dringlichsten ist das Werben um die GAL, in der nicht wenige mit dem Ende des schwarz-grünen Bündnisses liebäugeln. Ahlhaus muss nicht nur eine liberale Charmeoffensive starten, um die Vorbehalte gegen ihn als vermeintlich konservativen Hardliner zu überwinden. Er muss auch handfeste (finanzielle) Zusagen für grüne Vorzeigeprojekte machen: Stadtbahn, Radwege-Ausbau, erneuerbare Energien und manches mehr.

Ahlhaus steht zweitens vor wichtigen Personalentscheidungen: Das Innen- und das Kulturressort sind bald führungslos; Herlind Gundelach (Wissenschaft) und Axel Gedaschko (Wirtschaft) gelten vielen in der CDU als Schwachpunkte und über Finanzsenator Carsten Frigge schwebt das Damoklesschwert der Anklage wegen der pfälzischen Parteispenden-Affäre. Eine umfassende Kabinettsumbildung erscheint da verlockend, schon um ein Signal des Aufbruchs zu setzen. Das steht und fällt aber mit erstklassigen Kandidaten. Doch gerade für die ist die Aussicht nicht eben verlockend, droht doch schon in eineinhalb Jahren bei der nächsten Wahl der unfreiwillige Abgang.

Drittens muss Ahlhaus die nicht nur wegen der Schulreform zutiefst irritierte Stammklientel der CDU beruhigen und zurückgewinnen. Wurde Ole von Beusts Elitenschelte noch kopfschüttelnd hingenommen, so glich die Familienpolitik mit der Erhöhung der Kita-Gebühren einem Schlag ins Gesicht. Ahlhaus muss also viertens das Profil seiner Partei stärken. Denn das Vertrauen in die Kernkompetenzen der Partei gerade in der Wirtschafts- und Innenpolitik schwindet bedenklich rasch. Doch genau solche Schwerpunkte (Hafen-Infrastruktur, Straßenbau, innere Sicherheit) stehen im Gegensatz zum Weltbild des Koalitionspartners.

Und sie kosten viel Geld. Und sind somit, genau wie die GAL-Wünsche, nicht vereinbar mit der lautstark verkündeten knallharten Sparpolitik. Womit wir bei Problem Nummer fünf wären: der Haushaltssanierung. 500 Millionen Euro will der Senat sparen und dabei bitte keinem wehtun. Ideen, wie das gehen soll, werden noch gesucht.

Aufgaben, um an ihnen zu wachsen, hat Christoph Ahlhaus also reichlich. Und er muss rasch wachsen. Sonst gilt Büroweisheit Nummer zwei.