Viel mehr Eltern als vorhergesagt müssen Höchstsatz zahlen. SPD stellt Kleine Anfrage. Sozialbehörde zweifelt die Zahlen an

In den Kitas geht es derzeit entspannt zu, viele Eltern sind mit ihren Kindern im Sommerurlaub. Das Thema Gebührenerhöhung sorgt dennoch für Aufregung. Eine Abendblatt-Anfrage in den Bezirken hatte ergeben, dass in Bergedorf und Nord nach derzeitigem Stand deutlich mehr Eltern den neuen Höchstsatz von 100 Euro mehr zahlen müssen als bisher von Senat und Sozialbehörde versichert. "Die Angaben der Bezirke bestätigen unsere Prognose", sagte SPD-Kita-Expertin Carola Veit. Sie habe schon im Frühjahr vorhergesagt, dass die Erhöhung der Kita-Gebühren weit mehr Eltern treffen werde. Mit einer Kleinen Anfrage an den Senat will Veit jetzt die aktuellen Zahlen aus allen Bezirken abfragen, um zu erfahren, wie sich die Erhöhungen tatsächlich auswirken. Dort arbeitet man noch an den endgültigen Bescheiden.

Nur drei bis fünf Prozent der Kita-Eltern seien von dem neuen Höchstsatz betroffen, hieß es im Frühjahr. Nach derzeitigem Stand sind es in Bergedorf 17, in Nord 29 Prozent. "Wenn wir nachher vielleicht bei sieben Prozent landen sollten, dann haben wir uns in der Tat ein bisschen vertan", sagte Stephan Müller, jugendpolitischer Sprecher der CDU heute. Noch sehe er das allerdings nicht so, zunächst müsse man abwarten, bis es endgültige Zahlen gebe. GAL-Kollegin Christiane Blömeke schloss sich dieser Meinung an und ergänzte: "Es bleibt dabei, dass die Gebührenerhöhung, egal, wie viele sie nun betrifft, zwar schmerzlich ist, aber eben notwendig", sagt sie. Nur so könne der weitere Ausbau der Kitas vorangetrieben und außerdem der Erhalt der Qualität gesichert werden.

Die zuständige Sozialbehörde wies die Zahlen erneut als nicht aussagekräftig zurück. Viele Eltern hätten ihre Einkommensnachweise noch nicht eingereicht, so lange würden sie als vorläufige Höchstsatzahler eingestuft. "Tatsächliche Zahlen werden frühestens im September vorliegen, wenn alle Rückmeldungen der Eltern bis Ende August vorliegen und bearbeitet worden sind", hieß es in einer Pressemitteilung.

Man habe beschlossen, die Eltern Ende Juli mit einem Erinnerungsschreiben auf fehlende Rückmeldungen aufmerksam zu machen. Für Carola Veit lediglich ein Beleg dafür, dass die Behörde ihren eigenen damaligen Schätzungen nicht mehr traue. "Offensichtlich wird ja nicht ausgeschlossen, dass die Zahlen deutlich höher liegen können." Unterdessen meldeten sich beim Abendblatt zahlreiche Eltern, die von der Erhöhung um 100 Euro betroffen sind - und von noch mehr. Denn die 100 Euro gelten allein für ein Kind, für Geschwister kommen ebenfalls erhöhte Sätze hinzu. So meldete sich ein Elternpaar, das zusammen 4100 Euro netto verdient und ab Ende August 170 Euro mehr für die Betreuung der zwei Kinder bezahlen muss - zusammen etwa 560 Euro.

Jan Gebert, Initiator der Facebook-Gruppe "Gegen die Erhöhung der Kita-Gebühren" und ebenfalls zweifacher Vater, hat deshalb darauf verzichtet, seine Söhne Jesse (4) und Ole (3) in der Kita anzumelden. "Wir hätten fast 300 Euro mehr zahlen müssen als derzeit für die Tagesmutter", sagte Gebert. Schweren Herzens hätten er und seine Frau sich aus diesem Grund dazu entschlossen, die Kinder weiterhin von der Tagesmutter betreuen zu lassen und Förderangebote wie Musikunterricht privat zu organisieren.