Eine Glosse von Vera Altrock

Weltmeisterbrötchen, Torschuss-Rabattaktionen, Fernsehbeschallung beim Essengehen, Arbeiten und Einkaufen, unvorteilhaft in Flaggen gehüllte Nachbarn im Vuvuzela-Taumel, Pizzaboten, die im Halbzeit-Stress gegen nahezu jede Verkehrsregel verstoßen. Kurz: Der schwarz-rot-goldene Wahnsinn, der vier Wochen lang das Straßenbild beherrschte, er ist nun vorbei.

Und? Das Leben geht trotzdem weiter. Nicht ganz so bunt, versteht sich. Die Seitenspiegel der Autos tragen keine Badekappen, Kinder keine verschmierte Schminke im Gesicht, Männer keine von vermeintlich witzigen T-Shirts bespannten Bierbäuche mehr vor sich her (irgendwann zumindest).

Dass die Fußball-Weltmeisterschaft vorbei ist, hat also auch gute Seiten: Auch auf dem Süllberg werden nun nicht mehr deplatziert wirkende Flachbildschirmfernseher angestarrt, sondern die natürlichen Attraktionen: große Pötte auf der Elbe zum Beispiel oder köstliche Kreationen auf Porzellantellern. Und endlich können wir mal wieder selbst Sport treiben, anstatt ständig nur anderen dabei zuzusehen!

Bevor nun eine Flut von enttäuschten oder entrüsteten Fan-Briefen ankommt: Ja, auch ich werde natürlich die schönen Momente der WM vermissen. Das Echo jubelnder Zuschauer über die Balkone hinweg. Das mediterrane Lebensgefühl auf Hamburgs Straßen inklusive Autokorsos und Public Viewing. Das gemeinsame Feiern, Freuen und mal wieder richtig Stolzsein. Kurz: den schwarz-rot-goldenen Wahnsinn, der jetzt leider vorbei ist.