Auf dem neu gestalteten Marie-Jonas-Platz stören die jugendlichen Skater die alten Anwohner und einige Ladenbesitzer.

Myriam und Sanja haben einen neuen Lieblingstreffpunkt. Beinahe jeden Tag sitzen die beiden Mädchen auf den Treppen des Marie-Jonas-Platzes. Trinken eine Schokolade aus dem Coffeeshop um die Ecke. Unterhalten sich und beobachten die vorbeilaufenden Menschen. Vor allem die Jungen aus ihrer Schule, die hier skaten. Doch beim Zuschauen bleibt es bei den beiden Zwölfjährigen nicht. Oft haben Myriam und Sanja ihre eigenen Bretter dabei. Waveboards nennen sich die wackeligen Geräte mit gerade einmal zwei Rädern, auf denen sie über den Platz düsen. "Für Tricks auf den Stufen reicht es bei uns allerdings noch nicht", sagt Myriam. "Wir sind da etwas zurückhaltender."

Der 2009 fertiggestellte neue Platz vor dem ehemaligen Karstadt-Haus hat sich in den vergangenen Monaten zu einem Treffpunkt für die Jugendlichen aus Eppendorf entwickelt. Beinahe täglich, außer bei Regen, sitzen hier die Jungen und Mädchen aus dem Stadtteil nach der Schule und üben Tricks mit den schnellen Brettern.

Die Skateboard fahrenden Jugendlichen verärgern Anwohner und Geschäftsinhaber. "Ich habe vor allem Angst, was schnell ist", sagt eine alte Frau, die einen Gehwagen vor sich herschiebt. Viele ältere Menschen aus dem Stadtteil nutzen die umliegenden Geschäfte. Auf den Bänken und Treppen sitzen aber bei Sonnenschein auch häufig junge Mütter mit ihren Kinderwagen.

"Manche Jugendliche sind ganz schön rücksichtslos", sagt Gisela Dörfler, die in der Nähe arbeitet und hier gern ihre Mittagspause verbringt. Gerade ältere Menschen und Mütter mit Kinderwagen würden gestört. "Mich selbst nervt aber vor allem der Lärm der Skater", so Dörfler weiter.

Das laute Klacken der Bretter auf dem Boden ist es auch, was die stellvertretende Filialleiterin des Einrichtungsgeschäfts "Das Depot", Tatjana Suhr, an dem Zeitvertreib der Eppendorfer Jugend stört. "Wenn man das den ganzen Nachmittag hört, ist das richtig anstrengend", sagt sie. Es seien aber auch schon Vasen von den herumsausenden Jugendlichen kaputt gemacht worden. "Manchmal lümmeln die auch auf unseren Gartenmöbeln", sagt Suhr. "Die können dann ganz schön frech sein." Die stellvertretende Filialleiterin ergänzt mit einem Grinsen: "Aber eigentlich sind sie harmlos."

Auch beim Bezirksamt sind die Skater bereits bekannt. "Es gibt ja in der Stadt nicht so viele attraktive Plätze für die Jugendlichen, das spricht sich in der gut vernetzten Szene schnell rum", sagt Amtsleiter Wolfgang Kopitzsch. Bezirksamt und Bezirkspolitik würden die Entwicklung des Marie-Jonas-Platzes sorgfältig beobachten. "Wir stehen im ständigen Dialog mit den Bürgern und Geschäftsleuten." Sollten die Beschwerden zunehmen, werde man zügig reagieren. "Im Zentrum unserer Überlegungen steht auch die Erhöhung der Attraktivität des Platzes, beispielsweise durch mehr 'Grün'."

Nicht alle Betroffenen kritisieren allerdings die skatenden Jugendlichen. In der Filiale des Buchhändlers Heymann sieht man deren Verhalten gelassen. "Das hat sich hier zu einem richtigen Jugendtreff entwickelt", sagt Filialleiterin Katja Nowack und lacht. "Irgendwo müssen sich die Stadtkinder ja treffen können." Sie empfindet die skatenden Jungen und Mädchen sogar eher als Bereicherung. "Bisher ist der Platz schrecklich kahl. Die Jungen und Mädchen beleben ihn hier."

Sie und ihre Kollegen gehen sogar noch weiter: "Wir haben unten an der Kasse eine kleine Erste-Hilfe-Tasche mit Pflastern. Denn hin und wieder gibt es Verletzungen." Auch die Toilette dürften die Jugendlichen benutzen. "Und wenn mal ein Ball auf dem Dach landet, holen wir ihn natürlich runter", so Nowack. Dennoch kann sie die Angst der älteren Kunden verstehen. "Etwas mehr Rücksicht auf alte Menschen wäre schon gut", sagt die Filialleiterin. Und der Dreck, den die Jugendlichen hinterließen, der störe sie. "Am Abend aufräumen, das muss drin sein."

Dreck verursachen aber nicht alle Jungen und Mädchen. Myriam und Sanja beispielsweise werfen ihre leeren Kakaobecher vorschriftsmäßig in den nächsten Mülleimer. Sie sind es auch nicht, die die Stufen herunterfahren, waghalsige Sprünge üben und den Lärm verursachen. "Wir sind doch Mädchen", sagen sie und bewundern die Tricks, die Skater Robert, 14, gerade vollführt. 'Klack, Klack' macht es, als der Schüler einen Sprung oben auf den Treppen übt.