Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Dass die Niederlande Brasilien ausgeschaltet haben, spielt der deutschen Mannschaft in die Füße. Immer wenn der Rekordweltmeister bei einer WM das Halbfinale verpasste, wurden die Deutschen mindestens Dritter. Die zweite Erkenntnis könnte ebenso wichtig werden: Nicht die besseren Spieler gewinnen am Ende, sondern die bessere Mannschaft.

Dass sich die Niederländer dieses Prädikat verdienen würden, war nach den jüngsten Querelen im Team nicht unbedingt zu erwarten. Anders aber als in der Vergangenheit, und anders auch als Franzosen und Engländer in Südafrika, hatte der Streit um Eitelkeiten und Privilegien offensichtlich reinigende Kraft. Es ist das Verdienst von Nationaltrainer Lambertus "Bert" van Marwijk, die Fliehkräfte wieder eingefangen und in Fokussierung auf die WM umgeleitet zu haben. Ohne diese mannschaftliche Geschlossenheit, dass jeder für jeden kämpft, hätte der Coup gegen die Brasilianer nicht gelingen können. Die präsentierten sich allerdings auch erschreckend hilflos, als sie plötzlich einen Rückstand aufzuholen hatten.

Die Niederländer haben sich in die Rolle eines WM-Favoriten gesiegt. Und dass ausgerechnet die angeblich anfällige Abwehr dem Ansturm der Brasilianer standhielt, sollte ihnen den letzten Schuss Selbstsicherheit geben, der Champions auszeichnet. Den Titel verdient hätten die Niederländer allemal. Er würde ihrer Bedeutung im Weltfußball endlich auch die formale Würdigung verleihen.