Im Schanzenviertel greifen junge Randalierer eine Polizeiwache an, im U-Bahnhof Jungfernstieg stirbt der 19-jährige Mel, weil ihm ein erst 16-Jähriger ein Messer in die Brust rammt, in Neugraben wird der 22-jährige Pascal von einem 27-Jährigen nach einer Abiturfeier erstochen. Schon das sind unfassbare Gewaltszenen, die sich in dieser Stadt allein nur in den vergangenen Wochen abspielten. Doch seit dem Wochenende hat diese Gewalt eine neue Eskalationsstufe erreicht. Dass eine Gruppe junger Männer zum Einsatz gerufene Polizisten gezielt krankenhausreif schlägt, hat es so noch nicht gegeben.

Auch wenn die Ausgangslage der Prügelei noch unklar scheint und sich möglicherweise auch Polizisten wegen unkorrekten Verhaltens verantworten müssen, ist das ein alarmierendes Verhalten der Randalierer. Ein Teil der Gesellschaft driftet unerreichbar ab und die Wut der Mehrheit, die darunter leidet, steigt. "Wir hassen der Unfähigkeit wegen. Der Unfähigkeit einer ganzen Stadt, eines ganzen Landes", haben die Freunde des getöteten Pascal auf Spruchbänder geschrieben. Die Politiker dieser Stadt sollten es deutlich lesen. Dahinter steckt eine mächtige soziale Sprengkraft. Wo aber sind die Spitzenpolitiker, die sich in die Lichterketten und Sitzblockaden der jungen Menschen reihen, die um ihre erstochenen Freunde trauern? Gewalttäter brauchen nicht nur endlich schnelle Strafen, sondern auch gesellschaftlichen Widerstand.