Eine Glosse von Hans Wacker

Die Jahreszeit dauert in der Regel von August bis Juli, alle zwei Jahre auch nur bis Ende Mai. Das sind dann die schrecklichsten überhaupt. Diesmal ist aber Saison mit großzügiger Nachspielzeit. Fußball bis zum Abwinken. Euro. Also echte Euro. Endlich geht es mal nicht ums Geld ...

Gestern Abend, 20.45 Uhr. Nix. Kein Fußball. Kein Laut, kein Jubel. Nicht mal die Uweseelers oder wie diese Hörsturz auslösenden Tröten heißen, die man als Freudengetöse intonierte, sind zu vernehmen. Erschreckend, diese Stille, diese Leere.

Das sind die Momente, in denen Männer überrascht feststellen, dass sie verheiratet sind. Wochenlang rätselten sie, völlig weggetreten im Bann des Balls, welcher freundliche Service das Büfett neben dem Fernsehsessel aufgebaut hat, mit Schnittchen und Bier, damit man ja kein Tor verpasst.

Zum Überbrücken der trostlosen Zeit hier ein paar Videotipps aus der Zeit, als Finals noch Endspiele hießen: Deutschland-Belgien 1980 mit Horst Hrubesch, Deutschland-Tschechien 1996 mit Oliver Bierhoff. Weil das nicht abendfüllend ist, bietet es sich an, noch einmal alle bisherigen Folgen der Euro 2012 zu analysieren.

Erst morgen gibt es endlich wieder Fußball live, und übermorgen erst recht, am Sonntag das Finale. Und dann ist Schluss mit lustig. Aber nur kurz. Schon Anfang Juli geht's für den HSV ins Zillertal. Natürlich nicht wegen Alphornbläsergedöns oder weil der Berg ruft. Der Klub, der mal ganz oben in Europa war (ältere Mitbürger erinnern sich), lässt seine Kicker üben, wie man Berge versetzt und die Angst vor dem Abstieg vertreibt. Also - Saison ist eigentlich immer.