Eine Glosse von Hans Wacker

Die Sonne ist mal wieder der Gipfel. Dabei stört weniger, dass sie scheint, wenn sie scheint, meistens scheint sie ja nur zum Schein. Gravierender ist ihre derzeitige Position. Sie stand gestern Mittag noch im Winkel von 60 Grad zu Hamburg, was nicht ohne Folgen für die Hansestadt bleiben wird. Denn die Sonne zieht ihren Scheitel ab sofort immer mehr zur Seite. Der Punkt ist erreicht: Die glühend Verehrte wendet sich ab.

Spötter behaupten in diesem Zusammenhang gern, der gelbe Ball sei in Hamburg in diesem Jahr noch gar nicht aufgeprallt. Was natürlich nicht stimmt. Aber Fakt ist: Die schönste Zeit ist vorbei - die Tage werden jetzt kürzer und die Nächte länger.

Da jetzt Ferien sind, beschäftigen sich Politiker vorrangig mit Themen von populistischer Bedeutung, um auf sich aufmerksam zu machen. Erste Hinterbänkler sollen schon an einem Weltereignis arbeiten, dem ständigen Jahreszeitenwechsel Einhalt zu gebieten. Als Lösung böte sich an, aus der Erdkugel eine Scheibe zu formen oder die Rotation zu stoppen.

Als Sofortmaßnahme, die ohne großes Schuldenmachen möglich ist, sollen die Nächte einfach abgeschafft werden. "Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heitren Stunden nur." Unter dem Motto "365 Tage Sonne, bis der Arzt kommt" soll dies ins Wahlprogramm aufgenommen werden. Auch die neue SAP, die Sonnenanbeter-Partei, hat den ewigen Sommer zum Ziel erklärt. Umfragen zufolge nimmt diese Partei locker die Fünfprozenthürde. Angeblich erhält die SAP Spenden von Sonnencreme-Herstellern.

Da die Bundestagswahl aber erst im nächsten Jahr stattfindet, müssen wir uns in diesem noch mit der Sonnenwende abfinden. Mit anderen Worten: Schon in 186 Tagen ist Weihnachten - und wie gehabt im Winter. Es ist also an der Zeit, Geschenke zu kaufen und Plätzchen zu backen.