Die A 7 wird zwischen Hamburg und Bordesholm für fast 500 Millionen Euro auf sechs bis acht Spuren ausgebaut. 2014 soll es losgehen.

Hamburg. Es wird so sein wie immer. Pünktlich zum heutigen Ferienbeginn werden sich Tausende Hamburger mit dem Auto auf den Weg gen Norden machen, in den Sommerurlaub an den Küsten in Schleswig-Holstein, in Dänemark oder noch weiter nördlich. Vielleicht werden sich einige Berliner und Brandenburger zu ihnen gesellen, für die ebenfalls heute die Ferien beginnen. Und vermutlich werden etliche von ihnen dann gemeinsam im Stau stehen - auf der Autobahn 7. Denn die zentrale Nord-Süd-Verbindung, die sich auf exakt 963 Kilometern durch Deutschland schlängelt, ist in und um Hamburg herum hoffnungslos überlastet. Zwischen Stellingen und dem Dreieck Hamburg-Nordwest werden im Schnitt 152.000 Fahrzeuge pro Tag gezählt - die "Belastungsgrenze" der Piste von 120.000 Fahrzeugen ist weit überschritten.

Diese Zahlen nannte gestern die HSH Nordbank, die sich jetzt aktiv an der Verbesserung der Situation beteiligen möchte. Konkret bewirbt sie sich darum, einen Teil des geplanten Ausbaus der Autobahn zwischen Hamburg und Bordesholm auf sechs, beziehungsweise acht Spuren zu finanzieren. "Wir unterstützen drei Konsortien, die sich um den Auftrag bemühen", sagte Marcus Kleiner, Leiter des Bereichs Infrastruktur der HSH. Eine "hohe, zweistellige Millionensumme" wolle man bereitstellen. Kleiner geht davon aus, dass insgesamt fünf Bieter - in der Regel große, international agierende Baufirmen - Interesse an dem Projekt haben. Mindestens zwei und höchstens vier würden im nächsten Schritt aufgefordert werden, bis Ende des Jahres ein Angebot abzugeben. Da die HSH hinter gleich drei Bietern als Finanzierer steht , rechne sie sich gute Chancen aus, an den Auftrag zu kommen. Vergeben werden soll er Ende 2013, danach könne theoretisch der Bau beginnen, so Kleiner. Als realistisch gilt, dass die Arbeiten Mitte 2014 beginnen. Vier bis fünf Jahre später, also 2018/2019, sollen sie abgeschlossen sein.

Verantwortlich für das Projekt ist die Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH), an der der Bund und neun Bundesländer beteiligt sind - unter ihnen Hamburg und Schleswig-Holstein. Vorgesehen ist, die 65 Kilometer lange Strecke zwischen dem Autobahndreieck Hamburg-Nordwest und dem Kreuz Bordesholm auf mindestens sechs und teilweise sogar acht Spuren auszubauen. Dazu gehört die Anpassung von 46 Brücken, des Tunnels am Dreieck Hamburg-Nordwest, der Neubau eines 550 Meter langen Lärmschutztunnels im Bereich Schnelsen sowie die Errichtung von 100.000 Quadratmeter Lärmschutzwänden. Die HSH rechnet mit Gesamtkosten (inklusive Finanzierung) von 450 bis 500 Millionen Euro.

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Der größte Teil der Strecke soll ein PPP-Projekt (Public Privat Partnership) werden, also eine Mischung aus öffentlicher und privater Finanzierung. Konkret geht es um ein "Verfügbarkeitsmodell": Etwa die Hälfte der Kosten erhält der Auftragnehmer nach Fertigstellung der sechs Bauabschnitte vom Bund. Den Rest muss er selbst aufbringen - zum Beispiel mithilfe der HSH oder einer anderen Bank. Im Gegenzug darf der Auftragnehmer die Autobahn für 30 Jahre betreiben. Dafür, dass er die Straße pflegt und instand hält, also "zur Verfügung stellt", bekommt er ein fest vereinbartes "Verfügbarkeitsentgelt" von der Deges. Steht die Autobahn nicht zur Verfügung, zum Beispiel aufgrund von Straßenschäden, wird das Entgelt gekürzt. Das motiviere die Baufirma, gleich in hoher Qualität zu bauen, ist sich HSH-Experte Kleiner sicher. Die Deges wiederum finanziert sich über die Lkw-Maut.

Anders ist es beim ebenfalls privat finanzierten Ausbau der A 1 zwischen Hamburg und Bremen. Dort kassiert das Konsortium um den Baukonzern Bilfinger Berger direkt einen Teil der Lkw-Maut und finanziert so bis 2038 den Unterhalt der Straße. Die Arbeiten sollen im Oktober abgeschlossen sein - zwei Monate früher als geplant.

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In einigen Orten an der A 7 wie Norderstedt und Quickborn liegen die Pläne für den Ausbau öffentlich aus. Im Gegensatz zur Ost-West-Verbindung A 20, die die neue Landesregierung in Kiel vorerst nicht über Bad Bramstedt hinaus plant, ist der A-7-Ausbau relativ unumstritten. Lediglich in einigen Gegenden wie in Quickborn gab es Diskussionen über die Lärmbelastung. Wie Bürgermeister Thomas Köppl (CDU) dem Abendblatt sagte, habe die Stadt aber "erhebliche Verbesserungen" wie eine Erhöhung der Lärmschutzwand und einen zusätzlichen, etwa zwei Kilometer langen Lärmschutzwall erreicht. So könne man dem Plan zustimmen.