Eine Glosse von Elisabeth Jessen

Wer glaubt, dass Ferien vornehmlich der Erholung der Schulkinder und Lehrer dienen, der irrt. Ganz gewaltig sogar. Denn in Wahrheit sind es die Eltern, die diese Auszeit brauchen.

Keinen Tag länger hätte man es ausgehalten, dass der Wecker einen in aller Herrgottsfrühe aus dem Tiefschlaf klingelt, man danach die Kinder wachrütteln und anschließend Pausenbrote schmieren muss. Man muss die Kinder sechs Wochen nicht mehr antreiben und nicht gebetsmühlenartig wiederholen, sie sollten sich beeilen, um nicht zu spät zur Schule zu kommen.

Es gibt außerdem in dieser Zeit keine Elternabende und keine Hiobsanrufe von der Lehrerin, weil das Kind im Unterricht schon wieder Mist gemacht hat. Und nie klingelt das Telefon am Vormittag, man möge den Nachwuchs vom Krankenzimmer abholen, weil er Bauchschmerzen oder sich verletzt hat.

Man muss keine Kuchen backen für eine der zahlreichen Schulveranstaltungen und auch nicht ständig darauf achten, dass der Turnbeutel wenigstens alle paar Wochen mit Inhalt nach Hause kommt, um den Muff rauszuwaschen. Herrlich entspannend für die ganze Familie ist auch, dass keine Hausaufgaben zu beaufsichtigen und keine Vokabeln abzufragen sind. Man muss die Kinder abends nicht mehr mitten im Spiel reinholen, um sie ins Bett zu schicken, damit sie ausreichend Schlaf bekommen, sondern sie gehen schlafen, wenn sie müde sind. Himmlische Aussichten! Die ganz große Freiheit für Eltern und Kinder. Danach kann dann gern der Alltag wiederkommen. Der hat dann auch wieder was für sich. Bestimmt.