Hamburger ersetzen alte Läden und Netto-Standorte durch modernere Geschäfte. 4000 Arbeitsplätze sollen entstehen.

Hamburg. Markus Böcker hat viel Aufwand in seinen neuen Edeka-Markt in der Hamburger HafenCity gesteckt. Das Obst und Gemüse ruht in einer Theke, die wie ein Schiffsrumpf geformt ist, der Verkaufsstand mit warmen Gerichten nennt sich Kombüse und in der Getränkeabteilung sitzt eine Plastikmöwe auf einigen Kaffeesäcken. "Wir haben versucht, uns möglichst gut an die maritime Umgebung anzupassen", sagt der selbstständige Kaufmann, der den größten Teil seines Umsatzes mit Touristen und Mitarbeitern aus den angrenzenden Büros erzielt. "Unser Mittagstisch und Convenience-Produkte wie fertige Salate oder vorgeschnittenes Obst laufen am besten."

So wie in der HafenCity sind im vergangenen Jahr bundesweit rund 190 neue Edeka-Märkte entstanden. 2012 sollen mit 180 Geschäften noch einmal fast genau so viele Supermärkte hinzukommen. Insgesamt erwirtschaftete die Hamburger Gruppe mit rund 12 000 Märkten einen Umsatz von gut 45 Milliarden Euro - ein Plus von 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Bei den selbstständigen Kaufleuten, die den Kern des genossenschaftlich organisierten Verbunds bilden, wuchsen die Erlöse sogar um 8,8 Prozent auf rund 20 Milliarden Euro. "Edeka ist eine Gruppe, die im Wesentlichen von selbstständigen Unternehmern getragen wird", sagt der Vorstandschef der Supermarktkette, Markus Mosa. "Dieses Model funktioniert so gut wie noch nie."

Weiter auf Expansionskurs befindet sich auch die Tochtergesellschaft Netto, hinter Aldi und Lidl mit fast 4100 Märkten und einem Umsatz von rund 10,7 Milliarden Euro mittlerweile der drittgrößte Discounter in Deutschland. 244 neue Netto-Märkte wurden 2011 aufgemacht, in diesem Jahr sollen laut Mosa noch einmal 200 weitere hinzukommen.

Insgesamt dürften durch das weitere Wachstum in der Edeka-Gruppe wie im Vorjahr rund 4000 neue Arbeitsplätze entstehen. Mit 306 000 Stellen ist die Kette schon jetzt einer der größten Arbeitgeber in der Bundesrepublik.

Allerdings stehen den zahlreichen Neueröffnungen bei Edeka und Netto Schließungen in fast dergleichen Größenordnung gegenüber. 2011 machte allein die Discounttochter 164 Märkte dicht und wird auch in diesem Jahr rund 150 Geschäfte aufgeben. "Der Modernisierungsbedarf bei Netto ist hoch, es gibt viele in die Jahre gekommene Märkte, bei denen jetzt die Mietverträge auslaufen und bei denen man sich nun überlegen muss, ob sie in dieser Form noch sinnvoll weiterbetrieben werden können", so Mosa. "Der Schuhkarton der 80er- und 90er-Jahre ist heute nicht mehr zeitgemäß."

Die hohen Kosten für die Restrukturierung erklären zum Teil, weshalb die Gewinne in der Edeka-Gruppe nicht im gleichen Maße gewachsen sind wie die Umsätze. Gerade einmal um magere 0,7 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro erhöhte sich das Ergebnis vor Steuern im gesamten Verbund. Daneben sorgten auch höhere Energie- und Rohstoffstoffkosten, sowie der immer härtere Preiswettbewerb im Lebensmittelhandel für eine Stagnation des Gewinns.

Um die Ertragssituation zu verbessern, will Edeka nun die Handelsstruktur auf allen Ebenen optimieren, was nicht nur die Modernisierung der Märkte, sondern auch eine Verbesserung des Vertriebsnetzes, der Logistikstandorte und der Datenverarbeitung mit einschließt. Insgesamt werden rund 1,4 Milliarden Euro in die Verbesserung dieser Strukturen fließen.

Weiter vorantreiben will der Vorstand auch die Überarbeitung der mehr als 2500 Eigenmarken des Unternehmens. Weil die Kette Olivenöle, Nudeln, Milch oder Schokolade selbst herstellen lässt, bringen diese Produkte den Kaufleuten deutlich höhere Renditen als gewöhnliche Markenartikel. Rund 30 Prozent des Umsatzes in den Edeka-Märkten machen diese Produkte mittlerweile aus. Durch eine Verbesserung von Zutaten, Rezepturen und Herstellungsverfahren soll sich die Qualität nun weiter verbessern. "Ein Waschmittel von Edeka muss in Tests ebenso gut abschneiden wie Persil", sagt Edeka-Vorstandsmitglied Gert Schambach. "Sonst haben wir ein Problem."

Keine Entscheidung gibt es bislang über eine mögliche Verlagerung der Edeka-Zentrale innerhalb Hamburgs. Obwohl der Vorstand gestern zur Präsentation der Geschäftszahlen in die HafenCity lud, wollte Markus Mosa dies nicht als Hinweis auf den künftigen Standort verstanden wissen. Gerüchte, wonach bereits Verhandlungen über den Bezug von Büroflächen im Überseequartier laufen, wies der Vorstandchef zurück. "Wir führen derzeit keine Gespräche über alternative Standorte." Richtig sei allerdings, dass die Situation von Edeka am jetzigen Sitz in der City Nord nicht optimal sei. "Wir sind dort über mehrere Häuser verteilt."