Eine Glosse von Silvia Stammer

Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir. Das wusste schon der alte Seneca, auch wenn dem Philosophen immer wieder gerne das Wort im Munde umgedreht wird. Inzwischen sind gut 2000 Jahre vergangen. Und es ist wirklich höchste Zeit, der Lehranstalt zuzugestehen: Mensch, altes Haus, wie hast du dich verändert!

So benutzen multimedial aufgeschlossene Eltern schulpflichtiger Kinder heute regelmäßig das DSB. Kennen Sie nicht? Das ist das Digitale Schwarze Brett, eine App auf dem Smartphone, auf der beispielsweise das Gymnasium meines Sohnes in Echtzeit mitteilt, welcher Lehrer nicht da ist und welcher Arbeitsauftrag stattdessen vergeben wird. Das ist eine praktische Sache und sorgt auch für gute Laune: Wer im Familienverbund die Abkürzungen der Lehrernamen als Erstes erraten hat, hat gewonnen. Fehlt nur noch die virtuelle Vertretung: Lehrer Croft statt Lara Croft.

Oder nehmen Sie den Natur- und Technikunterricht in der sechsten Jahrgangsstufe. Vom Weg eines Salamibrötchens (Thema Ernährung) bis hin zur richtigen Präsentation inklusive Vortragsdidaktik - von so viel Lebensnähe konnten die Teenager am humanistischen Gymnasium der 80er-Jahre im ach so anspruchsvollen Bayern nur träumen. Ganz zu schweigen vom Musik- und Sportangebot an Hamburger Schulen von heute: Ob Saxofonunterricht mit Leihinstrument oder Testspiel beim Hockey-Club - da möchte man noch mal jung sein, denkt die Mutter. Seltsam nur, dass die Jungs und Mädchen das einfach nicht erkennen wollen, wie schön es in der Schule ist ...