Die Vorstände der führenden europäischen Fluggesellschaften, allen voran die Lufthansa, sind um ihren Job nicht zu beneiden. Denn sie müssen nicht nur mit steigenden Kerosinkosten bei gleichzeitig schwächelnder Konjunktur auf den Heimatmärkten fertig werden. Hinzu kommt ein strukturelles Problem - und das wiegt wahrscheinlich noch schwerer: Auf den Europarouten hat die Billigkonkurrenz längst dafür gesorgt, dass die Flugpreise weit unter ihrem früher üblichen Niveau liegen, und auf den bisher noch lukrativen Langstrecken erkämpfen sich die Wettbewerber aus der Golfregion, angeführt von Emirates, immer größere Marktanteile.

Bei Air France führte dieser Mix an widrigen Umständen bereits zu Verlusten im hohen dreistelligen Millionenbereich. Das Lufthansa-Management will mit dem jetzt eingeleiteten Sparprogramm Score verhindern, dass es auch bei dem Kranichkonzern so weit kommt. Zwar lässt die Notwendigkeit von Sparmaßnahmen angesichts der aktuellen Situation kaum bestreiten. Das Risiko ist aber hoch, dass der Vorstand unter dem derzeitigen Druck Fehler macht, die sich später nur schwer wieder korrigieren lassen. So muss man sich fragen, ob die Konzernleitung mit ihrer neuen Werbekampagne, die in erster Linie auf Niedrigpreise abhebt und auf Schnäppchenjäger zielt, wirklich die richtige Strategie wählt. Denn natürlich wird die Lufthansa nie ein Billigflieger werden können - und sie sollte sich von ihnen klar abgrenzen.

Auch mit dem Score-Programm bewegt sich der Vorstand auf einem schmalen Grat: Die Effizienz muss steigen, aber den Ruf der Qualitäts-Airline darf man kaputtsparen.