Kostenfreie Downloads, warnt der Liedermacher Rolf Zuckowski, gehen unweigerlich zulasten all der Berufe, die von der Musik leben

Das europäische Urheberrecht betrachtet kreative Arbeit als untrennbaren Teil der Persönlichkeit des Schaffenden. Dies kann ich nach 40 Jahren als Komponist und Textdichter nur unterstreichen. Ich bin, was ich geschrieben habe, und die Menschen haben sich über viele Jahre ein Bild von mir gemacht, das sich im Wesentlichen aus der Wirkung meiner Lieder ergeben hat. Musik ist mein Leben, meine Berufung und meine Arbeit, von der nicht nur meine eigene Familie lebt.

Im pädagogischen Bereich ist eine sozial verträgliche, vielfach kostenfreie Nutzung urheberrechtlich geschützter Musikwerke schon lange gesichert. Eine kostenfreie private Nutzung über das Internet geht aber unweigerlich zulasten bezahlter Downloads und der traditionellen Verbreitung durch CDs, DVDs, Noten und Bücher. Der immense Aufwand, diese Produkte herzustellen, bleibt aber der gleiche, wenn man die Qualität halten will, und das wollen wir unbedingt. Hinter dieser Qualität stehen viele Menschen, die öffentlich nicht in Erscheinung treten, ohne die aber auch mein gesamtes Schaffen nicht denkbar gewesen wäre.

Ich bitte um Verständnis für eine Aufzählung: Es geht unter andrem um Arrangeure, Musiker, Chorsänger, Tontechniker, Notenschreiber, Illustratoren, Fotografen, Grafiker, mein Büro-Team, den Musikverlag und die Schallplattenfirma mit ihren Angestellten. Ohne die Ermutigung, die finanziellen Vorleistungen, das gestaltende und rechtliche Know-how sowie die Vertriebskraft dieser Firmen wären die meisten meiner Lieder nur schöne, private Ideen geblieben. Mein gemeinnütziges Engagement in vielen Bereichen, vor allem bei der sozial-kulturellen Förderung von Kindern, hätte ohne die Gewissheit von Lizenzeinkünften keinen Rückhalt gehabt und keine Nachhaltigkeit entwickelt.

Die jetzt oft zu hörende Meinung, die Musikinterpreten könnten wegen kostenloser Downloads die sinkenden Einnahmen aus CD-Verkäufen durch höhere Konzerteinkünfte kompensieren, ist für die meisten Künstler schon in sich äußerst fragwürdig. Wer diese Meinung vertritt, übersieht auch die im Hintergrund schaffenden Kreativen, dazu gehören nicht zuletzt viele Komponisten und Textdichter, die nicht gleichzeitig Interpreten sind. Es geht insgesamt um eine große Bandbreite spannender Berufe, in denen junge Leute selbstbestimmt einen erfüllten Lebensweg antreten können. Unser Land würde kulturell um einiges ärmer werden, wenn diese freischaffenden Kreativen für sich und ihre Familien die Existenzgrundlage verlieren. Man stelle sich einmal die gleiche Geringschätzung kreativer Arbeit in anderen Wirtschaftszweigen vor: Kein Schutz von wirtschaftlichen Patenten (auch nicht in der digitalen Welt), kein Schutz von Ingenieurs- und Architektenleistungen, kein Schutz von Produktgestaltungen und Marken - gute Nacht, Deutschland, gute Nacht, Europa!

Wer sich auf illegale Weise künstlerische Werke über das Internet beschafft, sollte sich dieser Hintergründe bewusst sein, um zu verstehen, dass die weit überwiegende Mehrheit der Autoren und Interpreten ein solches Verhalten nicht billigen kann. Es geht dabei um nichts anderes als die Solidarität zwischen denen, die Musik machen und davon leben müssen, und jenen, die Musik lieben und sie nutzen möchten. Auf lange Sicht sitzen wir im selben Boot.

Im zähen Ringen um einen fairen Interessenausgleich für die neuen digitalen Nutzungsarten stehen sich übrigens sehr ungleiche Interessenvertretungen gegenüber. Einerseits die von den Urhebern selbst beauftragten Wahrnehmungsgesellschaften wie die Gema. Sie schüttet alle ihr zufließenden Gelder nach Abzug von Kosten und Sozialrückstellungen an die Autoren und ihre Verlage aus. Auf der anderen Seite sitzen die Vertreter eines auf Gewinnmaximierung angelegten, milliardenschweren Internet-Business wie z. B. die global agierenden Service-Provider.

Ohne den juristischen Rückhalt des geltenden Rechtes wären wir als Gemeinschaft vieler einzelner Kreativer in diesen Verhandlungen absolut chancenlos.

Darum ist unser Urheberrecht zeitgemäß. Gewiss, es wird sich Wandlungen in den Nutzungsarten immer wieder anpassen müssen, darf aber in seiner Substanz nicht angetastet werden.