Unternehmensbesuch: Bürgermeister Olaf Scholz wirbt für Hamburg als kreatives Zentrum

Neustadt. Nein, Kitesurfer wird Olaf Scholz nicht mehr. Auch seinen Segelschein benötigt Hamburgs Erster Bürgermeister seit Jahren nicht. "Ich habe auch erst mit 40 Jahren das Joggen angefangen", sagt er. Die Lacher hatte der 53-jährige SPD-Politiker gestern beim Besuch der Zentrale des Reiseveranstalters KiteWorldWide auf seiner Seite - und das trotz seiner fehlenden Affinität zum Lenkdrachensegeln.

Aber dem Senatschef ist es ernst mit der Botschaft, die sein Besuch vermitteln soll. Die beiden Unternehmensgründer Jürgen Sievers und York Neumann stünden für Kreativität und unternehmerischen Mut, sagt Scholz. Und sie stünden für Hamburg, denn "die Gründer brauchen die Stadt als Milieu, um weltweit aktiv sein zu können".

Sievers und Neumann lächeln bei diesen Worten stolz. Die heute 34-Jährigen dürften vor gut zwei Jahren bei der Gründung ihres Unternehmens nicht im Traum daran gedacht haben, dass sie einmal Scholz' Idee von der wachsenden Stadt personifizieren werden. Was anfangs als Nebentätigkeit für die gelernten Reisemanager gedacht war, entwickelte sich rasch zu einem erfolgreichen Spezialreiseveranstalter. Zwölf Mitarbeiter zählt das Unternehmen heute, zwölf Reiseziele werden weltweit angeboten. Der Jahresumsatz liegt eigenen Angaben zufolge inzwischen bei mehr als einer Million Euro.

Das Besondere des Unternehmens ist die inzwischen mehr als 64 000 Freunde umfassende Facebook-Community. KiteWorldWide hat das soziale Netzwerk von Anfang an in sein Geschäftsmodell eingebaut. Die Ausgangslage war günstig: Weltweit betreiben rund 500 000 Menschen diesen Trendsport, bei dem der Sportler auf einem Board steht und von einem Lenkdrachen über das Wasser gezogen wird. Facebook ist wie geschaffen für so eine Zielgruppe, die weltweit verstreut ist, aber ein Spezialinteresse hat. "Facebook ist wie ein Magnet", sagt Sievers.

Das Unternehmen postet dort Geschichten, Fotos, Videos - und lässt seine "Freunde" eigene Filmclips veröffentlichen. Das schafft Bindung, macht glaubwürdig und bietet Chancen für die eigene Entwicklung. "Wir haben unsere Facebook-Freunde gefragt, wo sie gern Kitesurfen wollen", sagt York. "Nach 48 Stunden standen zwei neue Ziele in Ägypten und Spanien fest."

Es sind solche Geschichten, die den Bürgermeister lächeln lassen. Metropolen wie Hamburg hätten eine glänzende Zukunft vor sich, weil sie kreative und lebenswerte Zentren seien, sagt Scholz. So sinnvoll soziale Netzwerke auch seien: Damit aus Ideen Produkte würden, bedürfe es des "konkreten Gesprächs" von Angesicht zu Angesicht.