Eine Glosse von Nico Binde

Lange mussten wir darauf warten. Doch nun haben die Veranstalter der Norddeutschen Apfeltage endlich bekannt gegeben: Der Hamburger "Apfel des Jahres" hört auf den Namen Rotfranch. Rotschalig und wohlschmeckend soll er sein, doch klanglich ist er schon jetzt eine Enttäuschung. Irgendjemand hat wohl das Bedeutungsschwangere vergessen, weshalb die Jury nicht grundlos hinzufügte, man könne auch "Weigelts Zinszahler" zum Rotfranch sagen, wie es in Thüringen üblich sei.

Doch es hilft nicht. Rotfranch klingt im Vergleich einfallslos. Der euphorische Heißhunger auf frische Apfelschnitze will sich jedenfalls nicht einstellen. Denn was waren das einst für klangvolle Sorten: Wohlschmecker aus Vierlanden (2008), Ruhm von Kirchwerder (2003) oder der Celler Dickstiel (2002). Überhaupt: der Celler Dickstiel!

Würde der Celler Dickstiel nicht schon Celler Dickstiel heißen, man könnte sich keinen schöneren Namen ausdenken als Celler Dickstiel. Obwohl er seine Herkunft vor sich herzutragen scheint, liegen die Wurzeln des eher mürben, grüngelben bis silbergrauen Apfels wohl nicht in der Tiefe des niedersächsischen Raums, sondern irgendwo in Mecklenburg. Allein das macht ihn zum Apfel der Herzen.

Ein ähnlich kreatives Namensfindungskollektiv hätte man jedenfalls auch dem Rotfranch gewünscht. Doch vorschnell urteilen wollen wir nun auch nicht. Man muss dem frisch gepflanzten Baum im Freilichtmuseum am Kiekeberg eine Chance geben. Zumindest bis zur Pflückreife im Oktober.

Dann reden wir noch mal.