Firmen wie Montblanc und Steinway profitieren vom Trend zu hochpreisigen Gütern. Geschäft wuchs im vergangenen Jahr um 16 Prozent.

Hamburg. Es sind Städte wie Paris, New York, Dubai oder Shanghai, an die man beim Stichwort Luxusshopping zuerst denkt. Doch deutsche Metropolen wie Hamburg, Berlin, München und Düsseldorf holen rasant auf: In der Bundesrepublik ist der Markt für Luxusgüter im vergangenen Jahr um 16 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro gewachsen, deutlich schneller als im Vorjahr (plus elf Prozent) und auch wesentlich stärker als im weltweiten Schnitt (plus neun Prozent). Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger im Auftrag des "Meisterkreis" Deutschen Forums für Luxus.

Auch für 2012 sind die Aussichten glänzend: Um zehn bis 15 Prozent soll das Geschäft mit den teuren Dingen in Deutschland zulegen, der Umsatz mit Mode, Accessoires und Uhren soll sogar um 15 bis 20 Prozent klettern. Angesichts dieser Perspektiven wollen die Anbieter weitere Geschäfte eröffnen und zusätzliche Mitarbeiter einstellen, heißt es in der Studie.

Den positiven Trend bestätigen auch Hamburger Hersteller aus dem Luxussegment: Bei Montblanc, wo 1000 Beschäftigte in der Hansestadt unter anderem die Meisterstück-Füllhalter produzieren, ist der Umsatz nach Angaben des Mutterkonzerns Richemont im Halbjahr zum 30. September 2011 um zehn Prozent gestiegen.

+++ 700 Hamburger Firmen setzen auf Russland +++

+++ Sternschanze: Wo Widerstand noch heute Ehrensache ist +++

Profitiert hat auch der Klavierbauer Steinway: Im Gesamtkonzern wuchs das Geschäft im vergangenen Jahr um neun Prozent, in Hamburg erhöhte sich die Mitarbeiterzahl vor dem Hintergrund der guten Perspektiven um rund 20 auf gut 230 Personen. "Wir suchen auch in diesem Jahr weitere Beschäftigte", sagt Firmensprecherin Sabine Höpermann dem Abendblatt.

Bis zu 1400 Instrumente fertigt das Unternehmen jährlich in Hamburg, zum größten Teil sind es Flügel. "Natürlich ist ein Steinway-Flügel ein Luxusprodukt", sagt Höpermann, "aber es ist weniger ein Statussymbol als zum Beispiel ein Sportwagen." So werde etwa jeder zweite Flügel von professionellen Pianisten gekauft.

Mit Firmen wie Montblanc, Steinway und der Zentrale des Uhren- und Schmuckhändlers Wempe ist Hamburg so etwas wie eine Hauptstadt des Luxus. Dabei legte im deutschen Luxusgütermarkt der Studie zufolge gerade der Bereich Uhren mit einem Plus von 28 Prozent auf 0,9 Milliarden Euro besonders kräftig zu, dicht gefolgt von Schmuck (24 Prozent) sowie Mode und Accessoires (22 Prozent). Teure Automobile verkauften sich um 19 Prozent besser als im Vorjahr; wertmäßig ist dies mit einem Volumen von 5,1 Milliarden Euro nach wie vor das größte Luxussegment.

Insgesamt bleibe Deutschland neben asiatischen Staaten einer der attraktivsten Wachstumsmärkte für Luxusmarken, erklärt Philip Beil, Branchenexperte bei Roland Berger: "Kein anderes europäisches Land kann mit diesen Wachstumsraten mithalten." Eine der wesentlichen Triebfedern sei die "zunehmend positive Einstellung deutscher Konsumenten gegenüber Luxusprodukten", heißt es in der Studie. Diese Tendenz lasse sich vor allem bei der kaufkräftigen Gruppe der 51- bis 60-Jährigen erkennen. So gaben demnach 2008 noch 28 Prozent an, dass sie sich gerne teure Sachen leisten, 2011 waren es bereits rund 33 Prozent. Doch auch jüngere Verbraucher zwischen 20 und 30 Jahren stünden dem hochwertigen Konsum immer positiver gegenüber.

Zudem sind es ausländische Touristen, die den deutschen Markt beleben. So stiegen 2011 die Pro-Kopf-Ausgaben chinesischer Besucher hier um 40 Prozent. Russische Touristen erhöhten ihre Ausgaben sogar um 60 Prozent.

"In Metropolen wie New York, Mailand oder Paris machen konsumfreudige Reisende seit Langem einen hohen Anteil des Luxusmarktes aus. Deutschland fängt mit dieser Kundschaft gerade erst an und das Potenzial ist enorm", sagt Clemens Pflanz, Vorstand des Meisterkreis-Forums, dem Unternehmen wie Montblanc und Leica sowie internationale Marken wie Chanel, Dior und Estée Lauder angehören. Der Ausbau der Fünf-Sterne-Hotellerie in Deutschland werde diese Entwicklung in den kommenden Jahren noch deutlich unterstützen.

Ohnehin sei das Potenzial in Deutschland noch lange nicht ausgeschöpft, meint Pflanz. Denn der deutsche Luxusgütermarkt mache nur 0,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Im Vergleich zu Ländern wie Italien, Frankreich, Großbritannien, den USA oder Japan, wo der Anteil bei durchschnittlich 0,6 Prozent liege, sei dies ein niedriger Wert. Besonders bei Mode, Accessoires, Parfüm und Kosmetik habe Deutschland Nachholbedarf.