Eine Glosse von Alexander Schuller

Am Anfang stehen die typischen Vorurteile: Tobende Kinder im Vorschulalter erreichen den Lärmpegel eines Presslufthammers, fassen alles an, montieren alles ab, rütteln an allem rum - und sie rennen. Treffen sie auf ein anderes Kind, kommt es zu einem Verfolgungsrennen. Und kommt dann all das zusammen, zum Beispiel während eines Ferienflugs in den Süden, wird es stressig an Bord.

Doch die Wahrheit sieht anders aus. Erstens: Kinder sind eben so. Zweitens: Warum hat eigentlich noch niemand darüber nachgedacht, Eltern vor die Kabinentür zu wünschen - vor allem diejenigen Eltern, die ihren aufgeweckten Nachwuchs mit tonnenweise didaktischem Spiel- und Lesematerial bereits ab dem Einchecken ununterbrochen bespaßt haben und ihm keine Atempause gönnen.

Dabei wollen Kinder zumeist nichts anderes, als mit ihrem Kuscheltier dasitzen und staunen. Sie wollen selber entdecken. Und wenn sie was wissen wollen, dann werden sie bestimmt fragen. Papa muss also nicht unaufgefordert das große Fliegerhandbuch, für alle Mitreisenden hörbar, rezitieren. Kleine Kinder kapieren nämlich nicht, was Schubumkehr bedeutet. Und wenn sie dann einen winzigen Moment lang nicht der pädagogischen Gehirnwäsche folgen, sollte Mama sich panikartige Sätze sparen, wie: "Malte, Torben, wir sind da: Was ist los? Redet mit uns!"

Darüber hinaus sollten Eltern während der Mahlzeiten auch nicht dauernd ein greifen , bloß weil sich die Kleinen beim Aufreißen der Packungen genauso doof anstellen wie jeder Erwachsene auch. Denn das macht die Sauerei im Umkreis von mindestens drei Sitzreihen nur noch schlimmer. Vor allem dann, wenn gesunder Tomatensaft geordert wurde, den schon am Boden so gut wie niemand freiwillig trinken würde - Kinder für gewöhnlich sowieso nicht.