Eine Glosse von Silvia Stammer

Lässt jemand in Hamburg vor Publikum die Hüllen fallen, denkt man gemeinhin an einschlägige Etablissements auf dem Kiez. Hinter verschlossenen Türen und gegen Eintritt starren männliche Zuschauer deutlich jüngeren Damen auf leicht gebräunte Körperzonen. Es ist ein Geschäft nach festen Regeln - für alle, die es mögen.

Dass nackte Tatsachen jetzt auf der feinen Uhlenhorst zum Tuschelthema werden, ist eher ungewöhnlich. Aber seit vor wenigen Wochen am Hofweg ein Fitnessklub eröffnet hat, berichten Anwohner aus umliegenden Häusern von völlig neuen Einblicken. Denn nicht nur die Nutzer der Sauna sind (mindestens) oben ohne, sondern auch der Saunagarten ...

Ein Blick vom Balkon ersetzt derzeit das Fernsehprogramm, ist zu hören. Wobei die Lichtverhältnisse gnadenloser sind als in kommerziellen Peepshows. Nutzer einer anderen Fitnesskette wissen, was gemeint ist. Ob in Poppen- oder Eimsbüttel - wenn sich Nacktschwimmer demonstrativ am Beckenrand räkeln, deren Figur weit weg vom Bachelor ist, hilft nur noch: Augen zu und abtauchen.

Nun könnten ja auch die Anwohner rund um den Hofweg einfach wegschauen. An dieser Stelle allerdings geht es auf der Uhlenhorst auch nicht anders zu als auf dem Kiez: Ein bisschen luschern wird doch erlaubt sein. Ob der heiße Saunagarten nun überdacht wird, ist nicht bekannt. Vielleicht genügt dem Edel-Fitnessanbieter, der sich am Vorbild englischer Klubs orientieren möchte, aber auch eine Empfehlung an seine Mitglieder: Nach feiner britischer Art bitten wir darum, die Blicke aus den umliegenden Etagen zu ignorieren.